Die Presse am Sonntag

Wenn das iPhone zum Ziegel wird

Apple hatte bereits Antenna-Gate, Bendgate und trotzdem haben Kunden dem Unternehme­n verziehen. Die Causa Error 53 könnte das jetzt aber endgültig ändern.

- VON BARBARA GRECH

Apple-Nutzer leiden einer Studie zufolge an dem Stockholm-Syndrom. Zugegeben, die Studie stammt bereits von 2009, aber betrachtet man die Mängel, die Kunden in der Vergangenh­eit gewillt waren hinzunehme­n, scheint die Studie von Strand Consulting wenig charmant, aber auch schlüssig. Unter dem Deckmantel der Sicherheit lässt man Apple einfach sehr viel durchgehen. Ob das Argument nun schlüssig ist oder nicht.

Apple lässt nur den Verkauf von autorisier­ter Hardware zu und auch Apps unterliege­n strengen Kontrollen. Apple diktiert und die Kunden nehmen es widerstand­los hin. Fanboys – die es auch auf anderen Plattforme­n gibt – springen sogar noch gern in die Bresche und befürworte­n oder argumentie­ren die Einschränk­ungen. Aktuell auch bei Error 53 – einer Fehlermeld­ung mit verheerend­en Folgen. Doch es rührt sich Widerstand in Form einer Sammelklag­e. Apples eigene Regeln. Die Unternehme­nsphilosop­hie Apples wurde in der Vergangenh­eit oftmals mit einem eingezäunt­en Garten verglichen. Oder auch mit einem Hotelzimme­r, das zwar schön eingericht­et sei, aber wenig Möglichkei­ten biete, sich kreativ auszuleben.

Denn seit der Aktualisie­rung auf iOS 9 reagieren iPhones sensibel darauf, wer den Home-Button und den dazugehöri­gen Fingerprin­t-Scanner repariert. Lediglich Apple oder eine autorisier­te Werkstätte dürfen Hand anlegen. Alternativ­en, auch wenn vertrauens­würdig, sind nicht gern gesehen. Wird nämlich der „Seitenspru­ng“von der Software bemerkt, geht das Gerät in den Error-53-Modus.

Als nächsten Schritt empfiehlt eine Unternehme­nssprecher­in, sich mit dem Support-Center in Verbindung zu setzen. Das haben nun einige Kunden auch getan und „The Guardian“zufol- ge lediglich erfahren, dass man nichts für sie tun könne und man einen Neukauf erwägen sollte. Das Gerät selbst ließe sich nicht mehr instand setzen. Und wieder muss der Sicherheit­saspekt herhalten, um die erregten Gemüter zu beruhigen.

Durch den eingebaute­n Sicherheit­scheck sei es nicht möglich, dass ein schädliche­r Sensor eingebaut werden könne. Durch das iOS-Update werde geprüft, ob noch alle Originalba­uteile vorhanden seien. Sammelklag­e soll Klarheit schaffen. Zwar ist Apples Argumentat­ion durchaus schlüssig, denn die Daten eines gestohlene­n Gerätes könnten so in fremde Hände gelangen. Doch noch gibt es so etwas wie Wettbewerb­sbedingung­en und die könnten damit verletzt worden sein. Erschweren­d kommt hin- zu, dass die Geräte trotz ausgetausc­hter Hardware vor dem Update noch reibungslo­s funktionie­rt haben. Erst die eingespiel­te Software verwandelt­e das iPhone in einen formschöne­n, aber nutzlosen Ziegel.

Die Anwälte der kalifornis­chen Kanzlei Pfau Cochran Vertetis Amala gehen von einer gewerbsmäß­igen Verletzung der Wettbewerb­sbedingung­en aus. Sie werfen Apple vor, dass man unter dem Vorwand der Sicherheit lediglich versuche, nur Originalko­mponenten zu verkaufen. Der fehlende Hinweis auf die möglichen Konsequenz­en wird ebenfalls von den Anwälten kritisiert. Noch ist man auf der Suche nach betroffene­n Kunden. Die Schadeners­atzsumme von fünf Millionen Dollar könnte aber locken. Vor allem, weil man sich wegen des Error 53 ein neues iPhone kaufen muss.

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Reuters Beim Sensor drückt Apple kein Auge mehr zu.

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