»Ich glaube sogar an die Ehe«
Der irische Schauspieler Colin Farrell spricht über seinen neuen Film »The Lobster«, über sein Leben als Single und über ungewöhnliche Rollen. Außerdem verrät er, warum er keine Blockbuster drehen muss, um viel Geld zu verdienen.
Das Leben als Single ist unter allen Umständen zu vermeiden. Und wenn es dem Betroffenen nicht selbst gelingt, hilft die Gesellschaft eben nach. Diese dystopische Zukunftsvision entwirft „The Lobster“, in diesem Jahr der Film mit dem vermutlich trockensten Humor. Das starbesetzte Werk des Griechen Yorgos Lanthimos läuft seit Freitag exklusiv im Wiener Filmcasino. Lanthimos, mit „Dogtooth“2011 immerhin schon für den Auslands-Oscar nominiert, entwirft bei seinem englischsprachigen Debüt als Regisseur und Drehbuchautor eine kleine Welt, in der Alleinstehende eingefangen und in ein Hotel am Meer gesperrt werden.
Dort müssen sie binnen 45 Tagen einen Partner unter den Mitgefangenen finden. Wer dies nicht schafft, wird am Ende der Frist in ein Tier seiner Wahl verwandelt und in die Natur gejagt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht David (Colin Farrell), der sich zu Beginn seines erzwungenen Aufenthalts den titelgebenden Hummer aussucht. Ihre Filmfigur hat sich für den Fall des Falles den Hummer ausgesucht. Für welches Tier hätten Sie sich persönlich entschieden? Colin Farrell: Ich glaube, ich wäre am liebsten eine Möwe. Warum? Würden Sie gern fliegen können? Ja, ich habe schon als Kind davon geträumt. Außerdem sind Möwen keine Einzelgänger, aber auch keine Herdentiere. Sie fliegen im Schwarm, aber verbringen auch ganz gern einmal Zeit allein. Sie wirken auf mich, als ob sie alle einen recht individuellen Charakter hätten. Im Film finden sich Lebenspartner über eine jeweils ganz bestimmte Eigenschaft, die beide teilen. Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Gemeinsamkeiten für eine Beziehung? Ich würde jedenfalls nicht auch noch in jemand anderem nach Charakterzügen von mir selbst suchen. Ganz im Gegenteil: Mir selbst will ich ja eher entkommen (lacht). Nein, im Ernst: Ich glaube nicht, dass es mich besonders anturnen würde, wenn ich mich selbst in jemand anderem gespiegelt sehe. Auch wenn das Singledasein in der Realität zum Glück nicht so vehement geahndet wird wie in „The Lobster“– es gilt nicht immer als erstrebenswert. Sie selbst sind, zumindest offiziell, momentan auch gerade alleinstehend. Wie geht es Ihnen damit?
1976
wurde Colin Farrell in einem Vorort von Dublin geboren.
2000
gelang ihm der internationale Durchbruch in dem Low-BudgetFilm „Tigerland“von Regisseur Joel Schumacher. Es folgten weitere Erfolgsfilme wie „Minority Report“, „Nicht auflegen“, „Der Einsatz“und „Miami Vice“. Derzeit ist er in zwei Filmen im Kino zu sehen – „Die Vorsehung“und „The Lobster“.