»Datenschutz wird ein Exportschlager für
PROFIT Europa braucht Schutz vor dem Datenhunger der USA, sagt EU-Berater Helmut Fallmann. Er ist überzeugt: Strenger Datenschutz ist ein gutes Geschäft für Europas Unternehmen und könnte sogar Nokia wieder beleben.
Da war die Welt noch in Ordnung. Auf diesem Computer hatten so wenige Daten Platz, dass sich das Sammeln für Konzerne einfach nicht lohnte. Apple und das FBI streiten gerade öffentlich darüber, wie stark der Staat auf unsere Handys zugreifen darf. Müssen wir uns in Sachen Datenschutz wirklich schon auf amerikanische IT-Konzerne verlassen? Helmut Fallmann: Nein, ich halte das Geplänkel zwischen Apple und dem FBI für ein Scheingefecht. Es gibt in den USA diesen militärisch-industriellen Komplex, und es würde mich wundern, wenn Apple nicht dazugehören würde. Bei Microsoft ist inzwischen ja belegt, wie die Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten aussieht. Ich würde die Geheimdienste aber aus dem Thema Datenschutz ausklammern, weil ich sie grundsätzlich für positiv halte, wenn es nicht um die allgemeine Bespitzelung von Privatpersonen geht. Die Forderung des US-Geheimdienstes nach einer Hintertüre ins iPhone ist also legitim? Solche Hintertüren (Software, die Dritten Zugriff ermöglicht, Anm. d. Red.) sind eine große Gefahr, weil sie nachgebaut und von Kriminellen genutzt werden können. Wenn es sie gibt, muss das zumindest transparent sein. Der Staat muss unter Kontrolle haben, was Geheimdienste damit tun. Das ist nicht immer der Fall. Das größere Problem sind aber die ungeheuren Mengen an Daten, die US-Unternehmen ganz legal sammeln. Wir brauchen im ganz allgemeinen Geschäftsumgang einen strengen Schutz personenbezogener Daten. Den Schutz gibt es in den USA nicht.
Helmut Fallmann Aber es ist auch bekannt, dass viele Programme, die auf dem iPhone laufen, die Daten der Nutzer ausspionieren. Apple kann gar nicht garantieren, dass sich alle Apps ordentlich verhalten. Ich wünsche mir ein Smartphone, das mir auf unterster Ebene – nicht manipulierbar in der Hardware verdrahtet – garantiert, dass ich immer sehe, wann das Mikrofon und die Kamera eingeschaltet sind. Im Moment habe ich da keine Chance. Es kann ohne Weiteres sein, dass dieses Ding (zeigt auf das Mobiltelefon auf dem Tisch, Anm. d. Red.) uns gerade abhört. EU-Initiativen richten sich aber eher gegen Internetriesen wie Google und Facebook. Bei Facebook ist das nicht anders. Die haben in ihren AGB stehen, dass sie mit unseren Daten praktisch alles machen dürfen. Als österreichisches Unternehmen geht das nicht. Ich kann gar kein Facebook bauen. Ich darf Ihnen Ihre Daten nicht einfach stehlen. Es ist die Aufgabe der europäischen Staatengemeinschaft, die Privatsphäre der Europäer hier zu schützen. Die EU hat allen Firmen in Europa strengere Datenschutzregeln ab 2018 verordnet. Verbaut sich der Kontinent damit nicht die Aufholjagd in Sachen Digitalisierung? Im Gegenteil. Alle Umfragen zeigen, dass Europas Konsumenten wollen, dass ihre Daten bei ihnen bleiben. Egal ob im Internet, am Handy oder im Auto. Europas Unternehmen verstehen das und münzen dieses Wissen sukzessive in einen Wettbewerbsvorteil um. Ich bin sicher, dass auch Nokia eine Chance