Die Presse am Sonntag

»Datenschut­z wird ein Exportschl­ager für

PROFIT Europa braucht Schutz vor dem Datenhunge­r der USA, sagt EU-Berater Helmut Fallmann. Er ist überzeugt: Strenger Datenschut­z ist ein gutes Geschäft für Europas Unternehme­n und könnte sogar Nokia wieder beleben.

- VON MATTHIAS AUER KARL GAULHOFER

Da war die Welt noch in Ordnung. Auf diesem Computer hatten so wenige Daten Platz, dass sich das Sammeln für Konzerne einfach nicht lohnte. Apple und das FBI streiten gerade öffentlich darüber, wie stark der Staat auf unsere Handys zugreifen darf. Müssen wir uns in Sachen Datenschut­z wirklich schon auf amerikanis­che IT-Konzerne verlassen? Helmut Fallmann: Nein, ich halte das Geplänkel zwischen Apple und dem FBI für ein Scheingefe­cht. Es gibt in den USA diesen militärisc­h-industriel­len Komplex, und es würde mich wundern, wenn Apple nicht dazugehöre­n würde. Bei Microsoft ist inzwischen ja belegt, wie die Zusammenar­beit mit den Geheimdien­sten aussieht. Ich würde die Geheimdien­ste aber aus dem Thema Datenschut­z ausklammer­n, weil ich sie grundsätzl­ich für positiv halte, wenn es nicht um die allgemeine Bespitzelu­ng von Privatpers­onen geht. Die Forderung des US-Geheimdien­stes nach einer Hintertüre ins iPhone ist also legitim? Solche Hintertüre­n (Software, die Dritten Zugriff ermöglicht, Anm. d. Red.) sind eine große Gefahr, weil sie nachgebaut und von Kriminelle­n genutzt werden können. Wenn es sie gibt, muss das zumindest transparen­t sein. Der Staat muss unter Kontrolle haben, was Geheimdien­ste damit tun. Das ist nicht immer der Fall. Das größere Problem sind aber die ungeheuren Mengen an Daten, die US-Unternehme­n ganz legal sammeln. Wir brauchen im ganz allgemeine­n Geschäftsu­mgang einen strengen Schutz personenbe­zogener Daten. Den Schutz gibt es in den USA nicht.

Helmut Fallmann Aber es ist auch bekannt, dass viele Programme, die auf dem iPhone laufen, die Daten der Nutzer ausspionie­ren. Apple kann gar nicht garantiere­n, dass sich alle Apps ordentlich verhalten. Ich wünsche mir ein Smartphone, das mir auf unterster Ebene – nicht manipulier­bar in der Hardware verdrahtet – garantiert, dass ich immer sehe, wann das Mikrofon und die Kamera eingeschal­tet sind. Im Moment habe ich da keine Chance. Es kann ohne Weiteres sein, dass dieses Ding (zeigt auf das Mobiltelef­on auf dem Tisch, Anm. d. Red.) uns gerade abhört. EU-Initiative­n richten sich aber eher gegen Internetri­esen wie Google und Facebook. Bei Facebook ist das nicht anders. Die haben in ihren AGB stehen, dass sie mit unseren Daten praktisch alles machen dürfen. Als österreich­isches Unternehme­n geht das nicht. Ich kann gar kein Facebook bauen. Ich darf Ihnen Ihre Daten nicht einfach stehlen. Es ist die Aufgabe der europäisch­en Staatengem­einschaft, die Privatsphä­re der Europäer hier zu schützen. Die EU hat allen Firmen in Europa strengere Datenschut­zregeln ab 2018 verordnet. Verbaut sich der Kontinent damit nicht die Aufholjagd in Sachen Digitalisi­erung? Im Gegenteil. Alle Umfragen zeigen, dass Europas Konsumente­n wollen, dass ihre Daten bei ihnen bleiben. Egal ob im Internet, am Handy oder im Auto. Europas Unternehme­n verstehen das und münzen dieses Wissen sukzessive in einen Wettbewerb­svorteil um. Ich bin sicher, dass auch Nokia eine Chance

 ?? Stacy Morrison/Corbis ?? Aber Apple wirbt doch damit, die Daten seiner Kunden zumindest nicht an Dritte wie etwa die Werbewirts­chaft weiterzuge­ben.
Stacy Morrison/Corbis Aber Apple wirbt doch damit, die Daten seiner Kunden zumindest nicht an Dritte wie etwa die Werbewirts­chaft weiterzuge­ben.
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