Von Facebook gibt es nichts geschenkt
Mitglieder bezahlen den US-Konzern mit sensiblen Daten. Wie viel Facebook weiß, ahnen sie nicht.
Facebook lebt – wie die meisten amerikanischen Internetkonzerne – vom Sammeln der Daten seiner Nutzer. So weit, so klar. Was das aber in der Realität bedeutet, weiß kaum eines der 3,5 Millionen Mitglieder in Österreich. Die neun DIN-A4-Seiten langen allgemeinen Geschäftsbedingungen zu studieren, reicht dafür nicht aus. Nur wer bereit ist, auf der offiziellen Facebook-Seite noch tiefer zu graben, erhält eine Ahnung, wie eng das Netz ist, das der USKonzern zwischen seinen Mitgliedern und der Werbewirtschaft gespannt hat.
Jeder, der sich bei Facebook registriert, stimmt diesen Bedingungen zu. Mit einem einfachen Klick auf den OKButton – und ohne eine Sekunde dafür zu verschwenden, wirklich zu verstehen, was er gerade tut. Datenschützer warnen seit Langem vor Facebook als „aggressivstem Datensammler unserer Zeit“. Ihr Einfluss ist aber beschränkt, da das Unternehmen sein Geschäft in Europa von Irland aus führt, wo schwä- chere Datenschutzstandards gelten als etwa in Österreich oder in Deutschland. Oft ist nicht klar, dass Daten fließen. Doch auch europäische Staaten sind kreativ, wenn es darum geht, US-Firmen zu erinnern, dass ihr Recht auch für sie gilt. Erst vor wenigen Tagen hat das deutsche Bundeskartellamt offiziell Ermittlungen gegen Facebook eingeleitet. Der Vorwurf: Das Unternehmen informiere seine Nutzer nicht ausreichend über das Ausmaß der Datensammlung.
Da es aber keine ernsthafte Alternative zu Facebook gebe, seien die Menschen gezwungen, den unvorteilhaften AGB in jedem Fall zuzustimmen, wenn sie Teil des Netzwerks sein wollen. Hier missbrauche Facebook seine marktbeherrschende Stellung, so die Argumentation der deutschen Behörde, warum das intransparente Vorgehen und der mangelnde Datenschutz plötzlich auch für Wettbewerbshüter interessant seien.
Besonders gut
Facebook ist kein Einzelfall. Viele amerikanische Internetangebote und Apps, die scheinbar kostenlos sind, leben gut von den Daten ihrer Kunden. Je besser sie ihre Nutzer kennen, desto mehr zahlen werbende Firmen für dieses Wissen. Problematisch dabei: Oft ist nicht erkennbar, dass gerade Daten an Facebook und Co. fließen. Über Cookies sammelt der Konzern etwa auch Daten von Nichtnutzern. Und: Facebook weiß mitunter mehr von seinen Mitgliedern, als diese selbst verraten. Denn wer so viele Daten sammelt, kann auch Rückschlüsse ziehen, die unangenehm sein können. Weiß Facebook etwa, welche Hobbys homosexuelle Nutzer oft angeben, könnte es von diesen Hobbys auch auf die sexuelle Orientierung anderer Nutzer schließen.
Mit sensiblen Daten wie diesen bezahlen die Nutzer (oft ohne es zu wissen) den scheinbar kostenlosen Dienst und bescherten ihm 2015 rund 18 Milliarden US-Dollar Umsatz.