»Die Zeit der Renditen ist vorerst vorbei«
Der US-Investor Bill Gross glaubt, dass bald auch mit Aktien nichts mehr zu verdienen sein wird.
Für alle, die glauben, man könne den Nullzinsen auf Dauer durch ertragreichere AssetKlassen wie etwa Aktien ausweichen, hat der amerikanische Star-Investor Bill Gross (Janus Capital Group) eine schlechte Nachricht: So lang es den Notenbanken nicht gelingt, vom Nullzins weg zu kommen, werden Investoren auf längere Sicht kein Geld verdienen, schreibt Gross in seinem jüngsten „Capital Outlook“.
Bei Anleihen scheint das ohnehin klar zu sein: Rund 40 Prozent der umlaufenden Papiere hätten schon negative Renditen. Das heißt, sie werden ihren Haltern garantiert Verluste bescheren. Wer beispielsweise eine fünfjährige Anleihe mit minus 0,3 Prozent Rendite kaufe (ein realistischer Wert bei Staatsanleihen hoher Bonität), der akzeptiere, dass er für 101,5 investierte Euro garantiert 100 zurückbekomme.
Warum geht man solche Investments ein? Doch nur, weil man Geld habe, das man irgendwo risikolos parken müsse, und deshalb auf solche Wertpapiere angewiesen sei.
Man kann natürlich auch darauf spekulieren, dass sich das Renditeumfeld kurzfristig ändert und man darauf reagieren kann, aber das ist nicht sehr wahrscheinlich. Eine Reihe von Bond-Investoren werde diese Papiere bei Laufzeitende noch halten, was bedeute, dass der Markt insgesamt zwingend Geld verlieren werde.
Das trifft vor allem Banken, Versicherungen und Pensionsfonds, die den Negativrenditen praktisch nicht ausweichen können, weil sie ja „sicher“veranlagen müssen, aber den dort üblichen Negativzinsen nicht durch Halten der Anlagegelder in Form von Bargeld ausweichen können.
Aber auch Kleinanleger sind betroffen, meint Gross: „Sie können einfach nichts mehr verdienen.“Die Möglichkeit, in Hochzinsanleihen oder Aktien auszuweichen, werde nämlich immer stärker verbaut, so der Experte. Denn selbstverständlich sei das seit Jahren extrem niedrige Zinsniveau auch auf diesen Märkten zunehmend eingepreist.
Das heißt, dass auch Aktienanleger im Schnitt mit (im historischen Vergleich) immer niedrigeren Renditen rechnen müssen, die schließlich gegen null tendieren. Gross: „Alle Asset-Preise basieren letztendlich auf den Kurzfrist-Zinssätzen. Das bedeutet, dass alle Staatsanleiheninvestoren Verluste erwarten müssen und die Aktienanleger sehr viel weniger verdienen oder ebenfalls Verluste machen werden.“Das werde so bleiben, bis sich die Zinsen wieder normalisiert haben.