Es gibt kein Entrinnen
In dem Roman »Way Back Home« von Niq Mhlongo muss sich ein Lebemann der neuen Elite Südafrikas seiner brutalen Vergangenheit im Widerstand stellen.
Mit einer Eule kündigt sich Unglück an. So ist das in der Welt von Kimathi Felize Tito. Der 37-Jährige erfreut sich im Südafrika der Post-ApartheidÄra zwar aller weltlichen Freuden und Laster – Frauen, Alkohol, ein Alltag in Luxus und Dekadenz. Doch den tief verwurzelten Traditionen und dem Wissen seiner Vorfahren kann auch er nicht entrinnen. Und so nimmt sein sorgloses, oberflächliches und stets von Whisky benebeltes Leben eine jähe Wendung, als eines Nachts eine Eule auf seiner Kühlerhaube aufschlägt.
Mit dem Vogel beginnt eine Reise in Kimathis Vergangenheit, die sich zunächst in Albträumen, Rückblenden und – vor allem – dem Geist einer schönen jungen Frau zeigt. Diese Senami ist schon seit Langem tot. Schritt für Schritt zwingt sie Kimathi zurück in ein Kapitel der Landesgeschichte, das in Südafrika immer noch ein Tabu-Thema ist: die Gefangenenlager der Anti-Apartheids-Bewegung im Exil, in Kimathis Fall in Angola.
In kurzen, wegen der brutalen Folterszenen kaum ertragbaren, Kapiteln skizziert der Autor die Paranoia der Widerstandskämpfer vor Saboteuren und Buren-Spitzeln, der auch massenhaft Unschuldige zum Opfer fielen. Kimathi muss erkennen, dass das Blut an seinen Händen nicht mehr abzuwaschen ist. Ein fesselnder Roman über das moderne Südafrika und seine Wurzeln, der streckenweise etwas verwirrend daherkommt, wenn Realität und Halluzination verschwimmen – und für den man starke Nerven braucht. raa Niq Mhlongo: „Way back home“, übersetzt von Gunther Geltinger, Afrika-Wunderhorn-Verlag, 280 Seiten, 25,50 Euro.