Im Zweifel zwanglos dazwischen
Die Heiterkeit: „Im Zwiespalt“. Wie Weltschmerz und Zeitgeist, Wanderlust und Eigenwert: Zwiespalt ist ein sehr schönes deutsches Wort, gerade weil seine Labiallaute schwer über die Lippen gehen. Man spricht es, man singt es, und man denkt dabei: seltsamer Klang, seltsamer Begriff, irgendwie dazwischen. „Was zählt, das liegt dazwischen“, sang das kluge österreichische Duo „Leider keine Millionäre“1981, als man im Pop noch Slogans formulieren konnte, ohne sie gleich wieder umzudrehen. Die Heiterkeit, diese mehr ernste als heitere Band, weiß: Wer im Zwiespalt ist, sitzt darin nicht bequem, auch wenn Stella Sommer das bekennt, mit ihrer altjungen Bekenntnisstimme. „Teile von mir hassen andere Teile sehr“, singt sie auch, und ein Synthesizer, der klingt, als ob er damit hadere, dass er keine Mundharmonika ist, singt dazu. Ein Song, eine Band für alle, denen Tocotronic in letzter Zeit doch zu altmännerhaft geworden sind.