Die Presse am Sonntag

Im Zweifel zwanglos dazwischen

- THOMAS KRAMAR

Die Heiterkeit: „Im Zwiespalt“. Wie Weltschmer­z und Zeitgeist, Wanderlust und Eigenwert: Zwiespalt ist ein sehr schönes deutsches Wort, gerade weil seine Labiallaut­e schwer über die Lippen gehen. Man spricht es, man singt es, und man denkt dabei: seltsamer Klang, seltsamer Begriff, irgendwie dazwischen. „Was zählt, das liegt dazwischen“, sang das kluge österreich­ische Duo „Leider keine Millionäre“1981, als man im Pop noch Slogans formuliere­n konnte, ohne sie gleich wieder umzudrehen. Die Heiterkeit, diese mehr ernste als heitere Band, weiß: Wer im Zwiespalt ist, sitzt darin nicht bequem, auch wenn Stella Sommer das bekennt, mit ihrer altjungen Bekenntnis­stimme. „Teile von mir hassen andere Teile sehr“, singt sie auch, und ein Synthesize­r, der klingt, als ob er damit hadere, dass er keine Mundharmon­ika ist, singt dazu. Ein Song, eine Band für alle, denen Tocotronic in letzter Zeit doch zu altmännerh­aft geworden sind.

Newspapers in German

Newspapers from Austria