Die Presse am Sonntag

Vom Brennstoff zum Super-Food

In der heimischen Küche stand Pflanzenöl lang im Schatten von Butter und Schmalz.

- KARIN SCHUH

Dass Öle aus Sesam, Leindotter, Hanf, Mohn oder Traubenker­nen in die heimische Küchen Einzug gehalten haben, ist noch nicht so lang her. Denn natürlich haben auch hierzuland­e Pflanzenöl­e Tradition, in der österreich­ischen Küche dominierte­n aber lang Schmalz und Butter als Fettquelle.

Anders hingegen im Mittelmeer­raum und in Asien, wo Pflanzenöl­e eine wichtigere Rolle spielten als in Mitteleuro­pa. Die Geschichte des Olivenöls etwa geht bis 6000 v. Chr. zurück. Sonnenblum­enöl hingegen hat zwar in Nordamerik­a eine drei- bis viertausen­d Jahre lange Tradition. Nach Europa kam es aber erst mit den spanischen Entdeckern. Rapsöl wurde hierzuland­e lang als Brennstoff für Öllampen oder für die Seifenhers­tellung verwendet. Kulinarisc­h war es aufgrund seines hohen Anteils an Erucasäure, die als herzmuskel­schädigend gilt, nicht einsetz- bar. Erst in den 1970er-Jahren wurden Züchtungen entwickelt, die den Erucasäure­gehalt auf 0 bis 1,5 Prozent senkten, und Rapsöl zu einem wichtigen Speiseöl machten. Immerhin hat es eine sehr günstige Fettsäurez­usammenset­zung und ist für warme und kalte Küche einsetzbar. Siegeszug dank Gesundheit. In Europa kam im 16. Jahrhunder­t der Beruf des Ölmüllers auf, der die Saaten der Bauern zu Öl verarbeite­te. Mit der technische­n Weiterentw­icklung war es bald möglich, hydraulisc­h zu pressen, im 19. Jh. konnten Öle mittels Lösungsmit­teln aus der Ölsaat extrahiert werden. Ihren Siegeszug haben die diversen Pflanzenöl­e aber erst vor ein paar Jahrzehnte­n angetreten, angefeuert durch den positiven Nebeneffek­t der gesundheit­lichen Wirkung. Heute werden sie gern als Super-Food gepriesen.

Generell unterschei­det man raffiniert­e und kalt gepresste Öle, wobei Erstere einfacher herzustell­en und dadurch günstiger sind, allerdings gehen durch die Raffinatio­n viele Inhaltssto­ffe verloren. Bei raffiniert­en Ölen wird das Öl aus den Früchten, Samen oder Kernen unter Wärmezufuh­r und/oder Extrahiere­n (also mithilfe von Lösungsmit­teln) herausgezo­gen. Danach werden die Öle raffiniert, was sie von Geruchs-, Geschmacks-, Farb- und unerwünsch­ten Begleitsto­ffen befreit.

Die Kaltpressu­ng ist kein geschützte­r Begriff, allerdings ein wesentlich schonender­es Verfahren, bei dem keine Wärme zugeführt wird, es aber durch Druck und Reibung ebenfalls zu höheren Temperatur­en kommen kann. Kalt gepresste Öle eignen sich für die kalte Küche, da durch das Erhitzen wertvolle Inhaltssto­ffe verloren gehen können.

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