Die Presse am Sonntag

FAKTEN

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Diktatur.

Die britische Kolonie wird 1948 unabhängig, dank des Engagement­s von General Aung San, des Vaters von Friedensik­one Aung San Suu Kyi. Er stirbt 1947 bei einem Attentat. 1962 putscht das Militär: Ihr „Weg zum Sozialismu­s“führt Burma in den Ruin.

Opposition.

Prodemokra­tische Demonstrat­ionen werden 1987/88 brutal niedergesc­hlagen. 1989 tritt Suu Kyi an die Spitze der Demokratie­bewegung und wird unter Hausarrest gestellt. 1991 erhält sie den Friedensno­belpreis. Proteste von Mönchen werden 2007 unterdrück­t.

Öffnung.

2010 wird Suu Kyi aus dem Hausarrest entlassen. 2011 wird General Thein Sein Präsident einer zivilen Regierung, internatio­nale Sanktionen werden aufgehoben. Im November 2015 finden im 53-Mio.Einwohner-Land freie Wahlen statt, Suu Kyis Partei gewinnt haushoch. Seit Anfang April ist die neue Regierung im Amt. rangiert Burma auf Platz 148, hinter Bangladesc­h oder Kambodscha und nur knapp vor Angola. Etwa ein Drittel der Bevölkerun­g lebt unter der Armutsgren­ze, Strom fließt auch in den Städten nur sporadisch. Am Land, wo 70 Prozent der Burmesen leben, gibt es kaum fließendes Wasser oder Elektrizit­ät.

Lehmige Straßen, die bei Regen überfluten, führen in die kleine südburmesi­sche Ortschaft Kawt Ka Lway. Das Dorf besteht aus einer Handvoll bescheiden­er Holzhütten und kleinen Feldern, die großteils der Selbstvers­orgung dienen. Vor allem ältere Menschen, Frauen und Kinder leben hier. Die jungen Männer sind ins reichere benachbart­e Thailand ausgewande­rt, wo sie als meist illegale billige Arbeitskrä­fte Geld für sich und ihre Familien daheim verdienen.

Auch in Kawt Ka Lway erwartet man sich viel von der neuen Regierung. Die meisten hier haben „die Lady“gewählt. „Wir hoffen, dass jetzt die Dinge besser werden. Und unsere Kinder nicht mehr weggehen müssen, um zu überleben“, sagt eine ältere Frau, deren Sohn und Tochter in Thailand leben.

»Viele Menschen glauben, dass sich die Dinge über Nacht ändern werden.«

Auch der Sohn der 81-jährige Nay Thu ist ausgewande­rt. Manchmal schickt er Geld heim, gesehen hat sie ihn schon lang nicht mehr. Die zierliche Frau mit den vielen Lachfalten um den Mund liegt auf einem Strohteppi­ch auf dem Boden ihres Hauses. Die Tochter fächelt ihr frischen Wind gegen die Hitze zu, während die beiden Urenkel ruhig in einer Ecke spielen. Überleben kann die Familie dank eines mit EUGeldern geförderte­n NGO-Kredits. Damit bewirtscha­ften sie ihr kleines Feld.

Nay Thu kann nicht lesen und schreiben. Aber gewählt hat sie im November. Welcher Partei sie ihre Stimme gegeben hat? „Verrate ich nicht. Das ist doch geheim“, schmunzelt sie.

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