Die Presse am Sonntag

Apple hat eine Nische gefunden

Smartphone­s haben längst die Größe von fünf Zoll überschrit­ten. Kleine Alternativ­en fehlen. Mit dem iPhone SE bietet Apple ein kompaktes Gerät mit aktueller Hardware.

- VON BARBARA GRECH

Apple hat in diesem Monat 40-Jahr-Firmenjubi­läum. Im Silicon Valley zählt man neben Microsoft, das ebenfalls über 41 Jahre auf dem Buckel hat, zu den Großvätern in der Branche. Doch trotz des Verlusts von Steve Jobs hat man nicht den Anschluss verloren. Im Gegenteil, das Unternehme­n ist weiter gewachsen. Das liegt vor allem an dem Talent, die Bedürfniss­e des Markts zu erkennen und darauf zu reagieren. Das iPhone SE, das im März vorgestell­t wurde und seit Anfang April auch in Österreich erhältlich ist, ist das beste Beispiel dafür.

Seit Jahren werden Android-Geräte immer größer und haben längst die Fünf-Zoll-Grenze als Standard überschrit­ten. Versuche einiger Hersteller, mit Miniversio­nen auf dem Markt zu brillieren, sind gescheiter­t. Das hat aber ganz einfache Gründe. In der Größe unterschie­den sich die Modelle nicht vom eigentlich­en Topmodell. Der Begriff Mini war meist auf die technische Ausstattun­g zurückzufü­hren. Schlechte Prozessore­n und geringer Arbeitsspe­icher. Eine tödliche Mischung. Apple hat das Problem erkannt. Während viele Android-Hersteller wie Samsung und LG wieder davon abgekommen sind, Miniversio­nen anzubieten, ist der Wunsch nach kleineren Geräten mit Topinnenau­sstattung nicht verschwund­en. Deswegen ist das iPhone SE bereits jetzt ein Erfolg.

Kunden haben wieder eine echte Auswahl. Und das zu einem für AppleVerhä­ltnisse amikalen Preis. Das iPhone SE ist für 489 Euro erhältlich und bietet dabei dieselbe Leistung wie das seit September 2015 erhältlich­e iPhone 6S.

Vor allem der Akku kann beim Test überzeugen, denn dieser hält länger durch als beim iPhone 5S und iPhone 6. Auch bei intensiver Nutzung sind zwei bis drei Tage kein Problem. Eine Seltenheit bei den auf dem Markt erhältlich­en Geräten. Lediglich das Samsung Galaxy S7/S7 Edge bringt eine derartige Ausdauer mit. Doch auch beim iPhone SE gilt es, Abstriche zu machen. Abstriche hie und da. Die Frontkamer­a ist für Selfie-Enthusiast­en eine kleine Enttäuschu­ng, denn statt mit fünf Megapixeln löst diese nur mit 1,2 Megapixeln auf. Bei der Hauptkamer­a gelten diese Schwächen nicht. Und auch das Display löst mit weniger Pixeln auf. Im Alltag eine vernachläs­sigbare Tatsache. Die Farbdarste­llung ist gut.

Ein echtes Manko ist hingegen der interne Speicher, denn hier stehen nur 16 Gigabyte zur Verfügung, und ohne Micro-SD-Slot kann es da schon einmal eng werden. Angesichts der sinkenden Preise beim Speicher ist es noch weniger verständli­ch, dass Apple für die 64-Gigabyte-Version einen Aufschlag von 100 Euro verrechnet. Für einschlägi­ge Techmagazi­ne ist das iPhone SE eine Enttäuschu­ng hinsichtli­ch Innovation und Design. Das Aussehen des Geräts sei dem des iPhone 5S zu ähnlich, wird vielerorts moniert. Doch die Frage ist, ob es ein veränderte­s Aussehen überhaupt braucht.

Die neuen Topmodelle, also das iPhone 7 und vermutlich auch eine Plusversio­n, werden bekanntlic­h erst im September vorgestell­t. Bei diesen Smartphone­s sollte Apple wieder Neuheiten und Innovation­en beim Design präsentier­en. Beim iPhone SE war das nicht notwendig und auch nicht das verfolgte Ziel. Dieses Gerät soll lediglich eine leistungss­tarke Alternativ­e zu den großen Geräten auf dem Markt darstellen und dem geneigten Kunden die Auswahl geben. Und genau das hat Apple damit erreicht.

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AFP Apple tut, was es kann. Bedürfniss­e erkennen.

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