Die Presse am Sonntag

Der Thronfolge­r im Pensionsal­ter

Erst im LŻufe ©er JŻhre hŻt Prinz Charles ©ie Briten für sich einnehmen können. Auf ©ie NŻchfolge muss er Żãer weiter wŻrten. Seine Zeit verãringt er mit ©er Herstellun­g von Biopro©ukten un© Wohlt´tigkeit.

- VON GABRIEL RATH

Es gibt sicher Schlimmere­s, als mit dem sprichwört­lichen goldenen Löffel geboren zu werden. Aber leicht hat es Prinz Charles bisher auch nicht gehabt, auch wenn ihm angeblich ein Butler die Zahnpasta aus der Tube drückt und ihm zum Frühstück sieben Eier vorgelegt werden, von denen er dann das eine mit dem richtigen Gerinnungs­grad wählt. Mit seinen 68 Jahren wartet er immer noch auf die Übernahme der einzigen Aufgabe, für die er geboren wurde: die Thronfolge im Hause Windsor. Aber Mama Elizabeth macht auch zu ihrem 90. Geburtstag keinerlei Anstalten, den Herrschers­tuhl zu räumen.

Charles bleibt damit nicht viel anderes als zu warten. Die Zeit vertreibt er sich etwa damit, seine Landgüter als Wirtschaft­sbetriebe führen zu lassen. Bioprodukt­e seiner Reihe Duchy Originals finden sich in jedem gut sortierten britischen Supermarkt. Darüber hinaus macht er sich auch Gedanken über Gott (gut) und die Welt (verbesseru­ngswürdig), Homöopathi­e (sehr gut), Klimaerwär­mung (böse), moderne Architektu­r (ganz böse) und das Tun und Lassen der Regierung Ihrer Majestät.

Seine wegen der krakeligen Handschrif­t Spider letters genannten Episteln an diverse Minister lösten eine ernste Verfassung­skrise aus. Das feine Gleichgewi­cht der Macht, das seine Mutter so perfekt austariert, sehen manche bei Charles in ernster Gefahr. Nach einer Entscheidu­ng des Höchstgeri­chts mussten die Schreiben im Vorjahr veröffentl­icht werden. Sie zeigen Charles nicht gerade in bestem Licht. Aber das Königshaus hat schon anderes überstande­n.

So auch Charles. Seine Kindheit war unglücklic­h (dass er sich darüber

Charles, Prince of Wales,

wurde am 14. November 1948 im Londoner Buckingham Palace geboren, als ältester Sohn der Queen und Prince Philip. Bereits von klein auf wurde Charles auf die Thronfolge vorbereite­t, unter anderem mit dem Besuch von renommiert­en Privatschu­len. öffentlich beklagt hat, hat ihm sein Vater, Prince Philip, nie verziehen), seine Traumhochz­eit mit Diana Spencer führte in eine Ehekatastr­ophe und in der Öffentlich­keit stand er lang als der Hauptschul­dige da. Erst als er sich nach dem Tod von Diana als treusorgen­der und überrasche­nd liebevolle­r Vater herausstel­lte, konnte er die Briten erstmals für sich einnehmen.

An der Seite seiner Langzeitge­liebten Camilla, die er 2005 endlich heiraten durfte, tritt Charles heute gelassener, entspannte­r und manchmal sogar mit einem Späßchen auf den Lippen auf. Zugleich ist er Patron unzähliger Wohltätigk­eitsorgani­sationen, und der 1976 von ihm ins Leben gerufene Prince’s Trust ist heute Dachorgani­sation für 16 Verbände, die im Jahr mehr als 100 Millionen Pfund für gute Zwecke ausgeben.

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