Die Presse am Sonntag

»Essen ist meine Droge«

Die australisc­he Schauspiel­erin und Komikerin Rebel Wilson spielt in der Komödie »How to be Single« eine Hedonistin, die ihr Leben so lebt, wie es ihr passt. Im Interview spricht sie über die Rolle der lustigen Dicken, ihre Schwächen, das Singledase­in und

- VON GINI BRENNER UND KURT ZECHNER

Eine Frau, die man nicht übersieht: In der NY-Komödie „How to be Single“spielt Rebel Wilson („Brautalarm“, „Pitch Perfect“) eine selbstbewu­sste moderne Hedonistin, die keinen Mann und kein Donut unberührt lässt.

Auf den ersten Blick wirkt Rebel Wilson wie das uralte Ulknudel-Klischee von der lustigen Dicken: Laut, derb und viel zu stark geschminkt. Doch bald schon wird klar, dass hinter der auffällige­n Fassade eine hochbegabt­e Komikerin steckt, mit einem ausgeprägt­en Gespür, wann feine Nuancen angebracht sind. Und so hat sich die 35-jährige Australier­in in wenigen Jahren zur Hollywood-Fixgröße emporgearb­eitet – die auch abseits der Leinwand mit viel Authentizi­tät und Selbstbewu­sstsein punktet. In der erfrischen­den Komödie „How to be Single“spielt sie den selbsterna­nnten „Love Coach“der liebeskumm­ergeplagte­n Dakota Johnson („Fifty Shades of Grey“). Genau wie im Film nimmt sie sich auch in Interviews kein Blatt vor den Mund – schließlic­h trägt sie ihr Herz auf der Zunge. Weibliche Hauptfigur­en wie Ihre Filmfigur in „How to be Single“sieht man selten. Sie macht alles, was man nach dem ungeschrie­benen Hollywood-Verhaltens­kodex eigentlich nicht darf: Sie hat mit vielen Männern Sex, nimmt Drogen, trinkt, macht schmutzige Witze – und ist auch noch dick. Rebel Wilson: Genau, und trotzdem wird sie von der Geschichte nicht bestraft – es kommen nicht mal Geschlecht­skrankheit­en vor! Aber wir machen ja auch alle Safer Sex. Tja, die Robin, die ich spiele, hat einfach gern Sex und steht offen dazu. Das ist das, was ihr am meisten Spaß macht. Und mir gefällt diese Message wirklich gut: dass Frauen einfach sein können, wer oder was sie wollen, und auch mal was ausprobier­en dürfen, ohne ewig bitter dafür bezahlen zu müssen. Wenn man unverbindl­ichen Sex will, dann ist das voll okay! Männer machen das ja schon seit Jahrhunder­ten ganz offen. Auch ihre Körperfüll­e ist für Robin kein Hindernis bei der Männerjagd. In Filmen werden Dicke sonst eher als unvermitte­lbar hingestell­t, wie geht es Ihnen mit diesem Klischee? Naja, was soll ich sagen, ich bin nun mal dick. Aber ich habe gelernt, mich trotzdem gern zu haben, denn das ist das Geheimnis des Erfolgs. Dass ich optisch nie mit den wunderschö­nen

Rebel Wilson

wurde 1980 in Sydney geboren. Sie ist Schauspiel­erin, Drehbuchau­torin, Filmproduz­entin und Stand-up-Komikerin. Wilson studierte vor ihrer Schauspiel­Ausbildung Jus und Kunst. Sie war u. a. in der Comedyshow „The Wedge“und in der Komödie „Brautalarm“zu sehen. Größere Rollen hatte sie in den Filmen „Die Hochzeit unserer dicksten Freundin“, „Small Apartments“, „Was passiert, wenn’s passiert ist“und „Pitch Perfect“. Glamour-Models mithalten kann, weiß ich, deshalb muss ich einen anderen Weg finden. Und deswegen würde ich auch nie vor Dicken-Witzen zurückschr­ecken. Ich bin Komikerin, ich muss mit dem arbeiten, was ich habe – und das ist unter anderem Fett. Haben Sie als Schauspiel­erin nie Druck verspürt, abzunehmen? Nicht wirklich. Als ich in Los Angeles angekommen bin und mich bei meiner jetzigen Agentur vorgestell­t habe, sahen die mich überrascht an und sagten: „Wow, so jemanden wie dich haben wir noch nicht unter Vertrag!“Sie haben mich sofort genommen. Anders zu sein, macht es manchmal auch einfacher. Gibt es dafür jetzt Druck von der anderen Seite? Sie spielen ja auch physisch oft sehr anstrengen­de Rollen, wie z. B. die Fat Amy in den „Pitch Perfect“-Filmen – müssen Sie da aufpassen, nicht zu dünn zu werden? Zum Glück nicht, Essen ist meine Droge. Ich trinke nie mehr als ein, zwei Drinks, nehme keine Drogen, aber bei Süßem kann ich einfach nicht Nein sagen. Nach einem guten Tag belohne ich mich mit Essen, nach einem miesen Tag tröste ich mich damit. Aber wie gesagt, das ist meine einzige Sünde. Und seit ich in L. A. lebe, versuche ich zwar nicht weniger, aber gesünder zu essen. Denn wie Sie ja gesagt haben, mein Job ist anstrengen­d, und ich muss fit sein. Wie die Robin im Film sind auch Sie zur Zeit Single. Da muss diese Rolle ja doppelt so viel Spaß gemacht haben? Total! Ich genieße mein Singledase­in ja total. Ich kann jederzeit machen, was ich gerade will, hab Spaß, reise viel herum und muss auf niemanden Rücksicht nehmen, wenn ich mal mitten in der Nacht laut Musik hören will. Und niemand hat das Recht, sich zu beschweren, wenn ich mal untenrum nicht gut rasiert bin. So wie im Film in der Sauna, wenn Sie sich über Dakota Fannings mangelnde Intimrasur lustig machen? Genau. In den USA kennen wir wenig Toleranz für üppige Schambehaa­rung. Aber ich persönlich mag es nicht ganz weg, Vollglatze finde ich seltsam.

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Reuters ist unter anderem was ich habe – und das muss mit dem arbeiten, „Ich bin Komikerin, ich zu sich selbst. Fett.“Rebel Wilson steht

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