Rot-Blau lässt Hundstorfer und Hofer hoffen
Das Burgenland könnte seiner Koalition entsprechend wählen. Wenn auch aus anderen Gründen.
Viel ist der SPÖ ja nicht geblieben: Wien, Kärnten, das Burgenland. In Wien aber wird es der Wiener Rudolf Hundstorfer am heutigen Wahlsonntag nicht leicht haben, in Kärnten schon gar nicht. Aber im rot-blauen Burgenland, dem Antipoden der SPÖ-Linken, darf er sich Hoffnungen machen. Wenn er irgendwo Erster wird, dann dort.
Denn die Burgenländer sind ein treues, ein traditionelles Wahlvolk. Nirgendwo hat die SPÖ heute mehr Zustimmung. Ihre Präsidentschaftskandidaten schnitten im Burgenland meist sehr gut ab. Nur Gertraud Knoll hatte 1998 keine Chance gegen Amtsinhaber Thomas Klestil, obwohl – oder weil – sie damals evangelische Superintendentin des Burgenlandes war.
„Wir hoffen, dass Hundstorfer hier sein bestes Ergebnis macht“, heißt es aus der pannonischen SPÖ. Wobei die Betonung auf „hoffen“liegt. Hundstorfers nicht eben fulminanter Wahlkampf hat auch im Burgenland die Zweifel ge- nährt. Manche meinen sogar, der wahlkampferprobte Hans Niessl wäre der bessere Kandidat gewesen. Aber vielleicht muss man das über den eigenen Landeshauptmann sagen. Burgenländer-Bonus. Daneben hat auch Norbert Hofer gute Chancen, zumindest auf Platz zwei. Aber nicht, weil die FPÖ im Burgenland mitregiert. Sondern weil Hofer Burgenländer ist. Aufgewachsen ist er im Landessüden, in Pinkafeld, maturiert hat er in Eisenstadt, wo er dann zehn Jahre lang Gemeinderat war. Da wie dort schätzt man ihn als umgänglichen Politiker.
Hundstorfer Erster und Hofer Zweiter – das wäre ein Ergebnis nach dem Geschmack der Landeskoalition, deren Beziehung nach wie vor intakt ist, weil sich der eine Hans (nämlich Tschürtz) dem anderen (Niessl) unterordnet. Man könnte sich also, im Fall des Falles, auch füreinander freuen. Allerdings sollte man Andreas Khol nicht unter- schätzen. Die ÖVP hat im Burgenland noch immer rund 30 Prozent, also eine ähnlich treue Klientel wie die SPÖ.
Die großen Unbekannten sind Alexander Van der Bellen und Irmgard Griss. Gegen den Professor spricht, dass die Grünen im Burgenland kaum eine Rolle spielen. Gegen die großbürgerliche Irmgard Griss spricht, dass es im Burgenland kein Großbürgertum gibt. Gegen beide spricht, dass sie im Wahlkampf kein einziges Mal im Burgenland waren. Womöglich aus den genannten Gründen. Oder weil die 250.000 Wahlberechtigten keine Reise wert waren.
Abschreiben sollte man aber weder den einen noch die andere. Van der Bellen ist eine Option für Rote, die Hundstorfer nicht für präsidiabel halten, und für Schwarze, denen Khol zu schulmeisternd ist. Griss punktet zwar nicht als Bürgerliche, aber als Unabhängige. Wenn es um Bundespolitik geht, ist der pannonische Wähler dann vielleicht doch nicht mehr so treu.