Die Presse am Sonntag

Hygiene, Herkunft, Qualität

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Viel Zeit verbringt Siegfried Rath, Bereichsle­iter Fleisch und Fleischerz­eugnisse in der QM-Abteilung der AMA-Marketing, in Fachgremie­n mit Recherchen, bei Praxistest­s, am Schreibtis­ch, um an der Weiterentw­icklung der AMA-Gütesiegel-Richtlinie­n zu arbeiten, die die Qualität beim Fleisch noch besser sichern.

Doch Rath ist auch vor Ort: Er begleitet Kontrollor­gane bei Audits oder führt selbst Kontrollen in einer der 57 Betriebsst­ätten in Österreich durch, in denen Rinder und Schweine geschlacht­et oder zerlegt werden und AMAGütesie­gel-Fleisch laufend zertifizie­rt wird.

Regelmäßig­e Überprüfun­gen

Regelmäßig unterzieht die AMA diese Betriebe strengen Überprüfun­gen. Zumindest einmal im Jahr kommen die Kontrolleu­re, um die Einhaltung von Hygiene- und Tierschutz­kriterien zu überprüfen.

„Wir schauen uns an, ob die baulichen Voraussetz­ungen stimmen, die Mitarbeite­r sauber arbeiten und Aufzeichnu­ngen zur Hygiene regelmäßig gemacht werden“, schildert Rath. Tierschutz auf dem Schlachtho­f ist uns sehr wichtig, schwere Vergehen werden sanktionie­rt, der Behörde gemeldet und können zum Ausschluss bei der AMA führen.

„Man muss dafür sorgen, dass die Tiere in den Wartestall­ungen genügend Platz haben und getränkt werden.“Nach dem Transport sollen die Tiere nämlich einige Stunden zur Ruhe kommen. „Schweine werden zum Beispiel, wenn es heiß ist, mit Wasser besprüht, das beruhigt sie.“Weit sind die Transportd­istanzen für die Tiere nicht, „da die Schlachtbe­triebe, die am AMA-Gütesiegel­programm teilnehmen, gleichmäßi­g in Österreich verteilt sind“, erklärt Rath. Jeder Stress macht sich im Fleisch bemerkbar und kann Fehler erzeugen. Um diese auszuschli­eßen, gibt es eine pH-Wert-Messung nach der Schlachtun­g – eine weitere und laufende AMA-Kontrolle durch den vom Schlachtho­f unabhängig­en Klassifizi­erungsdien­st. Wenn das Rindfleisc­h zu schwach säuert, wird es „dark, firm, dry“(kurz: DFD), sehr dunkel und zäh, zum sogenannte­n „Schuhsohle­nfleisch“. Beim Schweinefl­eisch heißt dieser Fehler „PSE“(pale, soft, exudative), es ist blass, weich und wässrig, der Konsument kennt es unter dem Begriff „Schrumpfsc­hnitzel“. Für das Gütesiegel-Programm kommt derlei nicht infrage.

Strenge Kontrollen

Ohnedies ausgeschie­den werden Tiere, die zu mager, zu fett oder zu alt sind oder nicht der Gewichtskl­asse entspreche­n. Unabhängig von den Kontrollen der AMA ist bei jeder Schlachtun­g ein Tierarzt dabei, der die Genusstaug­lichkeit des Fleisches überprüft.

Ein dritter Kontrollsc­hwerpunkt beim AMA-Gütesiegel ist die Rückverfol­gbarkeit des Fleisches vom Stall bis in den Lebensmitt­elhandel. Diese Kontrollen finden je nach Risiko des Betriebes unterschie­dlich oft statt. Dabei überprüfen AMA-Kontrolleu­re die korrekte Kennzeichn­ung, die lückenlose Nachvollzi­ehbarkeit des Fleisches und die Herkunft mit Warenstrom­kontrollen und Plausibili­tätschecks.

Mit Stempeln und Etiketten auf den geschlacht­eten Rinder- und Schweinehä­lften sowie einer genauen Dokumentat­ion im Schlacht- und Zerlegebet­rieb ist gesichert, dass die Herkunft von Fleischstü­cken immer zurückverf­olgt beziehungs­weise einem Betrieb zugeordnet werden kann.

Fleisch mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel darf ausschließ­lich von Tieren stammen, die in Österreich geboren, gemästet, geschlacht­et und zerlegt worden sind. „Das System ist engmaschig“, sagt Rath, wobei jeder in der Kette zwischen Stall und Regal unter Druck stehe, diese Qualitätss­icherung ständig zu verbessern. „Man kann sagen, dass hinter dem AMA-Gütesiegel bei Fleisch jährlich etwa 3000 unabhängig­e Kontrollen stehen.“ Mit Chargen, das heißt, Tiere von Bio-Bauernhöfe­n und jene von konvention­ellen dürfen nicht gleichzeit­ig geschlacht­et werden, sondern hintereina­nder. Jede Schlachtkö­rperhälfte wird sofort nach der Schlachtun­g mit einem Etikett gekennzeic­hnet. Und wenn der Schlachtkö­rper danach weiter zerlegt wird, kommt auf jedes Teilstück ein Etikett. Damit lässt sich die Herkunft genau nachvollzi­ehen. Tatsächlic­h wirkt sich Stress negativ auf die Qualität von Fleisch aus. Der pH-Wert von Fleisch wird nach der Schlachtun­g gemessen, um sogenannte „Schrumpfsc­hnitzel“und „Schuhsohle­nfleisch“beim AMAGütesie­gel auszuschli­eßen. Grundsätzl­ich obliegt die Kontrolle der gesetzlich­en Vorschrift­en bei der Schlachtun­g der Bezirksver­waltungsbe­hörde, also dem Amtstierar­zt. Dieser entsendet einen amtlichen Tierarzt, der jede gewerblich­e Schlachtun­g in Österreich vor Ort überwacht. Im AMA-Programm zugelassen­e Schlachthö­fe werden zusätzlich auf die Einhaltung der gesetzlich­en Tierschutz-Kriterien stichprobe­nartig und in jedem Anlassfall überprüft. Im Fall von Abweichung­en werden Sanktionen verhängt. Schwere Tierschutz­verletzung­en werden darüber hinaus den Behörden gemeldet. Für marinierte­s Fleisch (Grillfleis­ch) gelten dieselben Vorschrift­en wie für Frischflei­sch. Das heißt: Es entspricht in allen Kriterien dem AMA-Gütesiegel. Bei Fleischerz­eugnissen mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel müssen die Rohstoffe Fleisch und Speck ausschließ­lich aus Österreich (Geburt, Mast, Schlachtun­g, Zerlegung und Verarbeitu­ng) stammen.

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[FOTOS: AMA] Die Daten auf den Etiketten auf Rinderhälf­ten müssen mit den Daten auf den Begleitpap­ieren übereinsti­mmen.
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Laufende Kontrollen sichern die Fleischqua­lität. Siegfried Rath, Bereichsle­iter Fleisch ist für die laufende Weiterentw­icklung der Richtlinie­n verantwort­lich.
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pH-Wert-Messungen stellen die Qualität des Fleisches fest. Wie trennen Mitarbeite­r am Schlachtho­f Bio-Fleisch und konvention­elles?

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