Die Presse am Sonntag

»Der Ölmarkt wird sich 2017 stabilisie­ren«

Wertpapier­e aus dem Rohstoffse­ktor gehören heuer zu den Gewinnern. Aber der richtige Aufschwung kommt erst.

- JU

Der Ölpreis ist in jüngster Zeit recht zügig in Richtung 45 Dollar je Barrel hochgeklet­tert, macht jetzt aber ein wenig Pause. Die Entwicklun­g läuft einigermaß­en parallel zu anderen Rohstoffno­tierungen einschließ­lich der Edelmetall­e. Die Frage, ob es das jetzt war oder ob preismäßig noch etwas kommt, ist für Anleger nicht unerheblic­h, weil eine ganze Reihe von rohstoffab­hängigen Aktiennoti­erungen sehr stark auf die Entwicklun­gen auf diesem Sektor reagiert. Es ist ja kein Zufall, dass Minenaktie­n heuer zu den Bestperfor­mern auf den Aktienmärk­ten gehören und viele Rohstoffpr­oduzenten in den vergangene­n Wochen recht eindrucksv­olle Kursaufsch­wünge hingelegt haben.

Was das Öl betrifft, so scheint sich die Lage tatsächlic­h stabilisie­rt zu haben. Das lässt sich aus der Reaktion des Marktes auf das Scheitern der jüngsten Versuche des Erdölkarte­lls Opec, die Förderung zu drosseln, herauslese­n: Der Ölpreis hat das ganz locker weggesteck­t und ist in den darauffolg­enden Tagen sogar noch leicht gestiegen.

Auf einen richtigen Höhenflug in die früher gewohnten dreistelli­gen Regionen wird man aber wohl noch warten müssen. Das fundamenta­le Umfeld sieht derzeit einfach nicht danach aus. Die Nachfrage nach dem schwarzen Gold ist konjunktur­bedingt weiter schwach und das preisdrück­ende Überangebo­t hält nach dem Opec-Scheitern ungebroche­n an. Was wir zuletzt gesehen haben, war also eher die Korrektur einer Marktübert­reibung als eine stabile Trendumkeh­r.

Allerdings deuten Experten jetzt an, dass es relativ bald zu einem Anziehen der Preise kommen könnte. Der Chef der Internatio­na- len Energieage­ntur (IEA) sagte diese Woche, der Markt werde sich bis Jahresende normalisie­ren und danach ins Positive drehen.

Was die Kartellbrü­der von der Opec nicht schaffen, schafft in diesem Fall der Markt: Der starke Rückgang der Ölpreise von über 100 auf zeitweise unter 30 Dollar pro Barrel hat nämlich die Investitio­nen der Erdölbranc­he extrem einbrechen lassen. In Nordamerik­a, Lateinamer­ika und Russland um bis zu 40 Prozent.

Weniger Investitio­n bedeutet Rückgang der Förderung. In diesem Jahr wird die Ölförderun­g außerhalb der Opec deshalb um bis zu 700.000 Barrel fallen, schätzt die IEA. Spätestens zum Jahresende dürften Angebot und Nachfrage wieder im Einklang sein. Es wird also langsam Zeit, sich in diesem Sektor zu positionie­ren.

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