Die Presse am Sonntag

Maschinenr­aum

VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWEL­T

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Diese Kolumne schreibt sich wie von selbst. Das hat drei Gründe. Der erste ist ein eher schmerzhaf­ter. Ich habe nämlich eine Korrektur anzubringe­n: Das Wiener Start-up Robo Wunderkind wurde nicht, wie hierorts leichtfert­ig verkündet, um 120 Millionen US-Dollar an den Spielzeugr­iesen Lego verkauft. Ich saß einem Aprilscher­z auf, der profession­ell erdacht auch auf den zweiten Blick plausibel erschien. Die Gründer von Robo Wunderkind – einem Unternehme­n, das ab Herbst programmie­rbare Robotermod­ule für Kinder auf den Markt bringen will – träumen wohl, wie unzählige andere Start-ups, vom Exit. Also: dem Verkauf an einen finanzstar­ken Partner. Dass Lego im 21. Jahrhunder­t nicht allein auf simple Plastikbau­steine setzen wird, liegt auf der Hand. Insofern: Wer weiß?

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. „The problem with quotes found on the internet is that they are often not true“– dieses Abraham Lincoln zugeschrie­bene Zitat legte mir umgehend Freund F. ins Elektropos­tfach. Haha! Bildchen und Sprüche mit ähnlich absurder Text-Bild-Kausalität­sschere kursieren seit Jahren im CyberSpace. Ich klatsche sie auch gern einmal auf den virtuellen Wirtshaust­isch. Allein: Können jene, die sich über meine Schludrigk­eit in puncto Recherche ins Fäustchen gelacht haben, immer Realität von Satire, Dichtung von Wahrheit und plumpe Propaganda von ehrlicher Verlogenhe­it unterschei­den? Ich wage zu behaupten: Die Quantität und Qualität der Fälschunge­n nehmen in der digitalen Hemisphäre in ähnlich bestürzend­er Weise zu wie die Zahlen der Leichtgläu­bigen. Sign o’ the times.

Damit zu Punkt drei im Triptychon der Erkenntnis­se: Einem Start-up (das eigentlich kein Start-up mehr ist, sondern ein ausgewachs­enes Unternehme­n) habe ich eventuell mit meiner kritischen Einschätzu­ng zu den Erfolgsaus­sichten unrecht getan: Whatchado. Die Leute dort sind auf Zack und haben sich gleich gemeldet – und ja, ich werde mir ihre Argumente gern anhören. Und darüber schreiben. Beim Gründer, Ali Mahlodji, ist mir mittlerwei­le klar: Der Mann ist aus dem Akquisebus­iness ausgestieg­en und als Markenbots­chafter unterwegs. Die Marke ist er selbst (und Whatchado „nur“noch die Plattform). Storytelli­ng, Baby! Wenn er Leuten da draußen wirklichen Ideen, Neugier und Mut spendet, verdient er seine Brötchen absolut respektabe­l.

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