Die Presse am Sonntag

Alzheimer-Prävention: 600 Kniebeugen

Demenz ist ãisher unheilbar. Dennoch ist mŻn ©er KrŻnkheit nicht hilflos Żusgeliefe­rt: Körperlich­es un© geistiges TrŻining sowie gute Ern´hrung hŻãen vorãeugen©e Wirkung.

- VON ANNA THALHAMMER

Es gibt kaum ein Gebiet, das so stark erforscht wird, wie die Alzheimer-Krankheit. Jeder fünfte Neurowisse­nschaftler weltweit arbeitet dazu – es erscheinen jährlich rund 10.000 Publikatio­nen zum Thema. Derzeit wird gerade mit Hochdruck an einer Impfung gearbeitet. Ein Präparat, das aus Antikörper­n von toten Patienten gewonnen wurde, wird momentan an mehreren Tausend Personen getestet. Bisher sind die Versuchsre­ihen erfolgvers­prechend, die Wissenscha­ft glaubt an einen baldigen Durchbruch – aber noch gilt: Die Krankheit ist unheilbar.

Präventiv gegen Alzheimer vorbeugen kann man aber schon. Das zeigte eine finnische Studie aus dem vergangene­n Jahr, die sogenannte Finger-Studie. Und zwar mit der richtigen Lebensführ­ung – eine erbliche Komponente weist nämlich nur jeder tausendste Patient auf.

Im Wesentlich­en wird die Krankheit durch einige wenige Faktoren begünstigt. Das sind erstens Depression­en. „Wer nur mehr zu Hause ist, sich verkriecht, sein Hirn nicht trainiert, der hat ein höheres Risiko“, erklärt der deutsche Molekularb­iologe und Alzheimer-Forscher Konrad Beyreuther. Zweitens ist die körperlich­e Fitness ausschlagg­ebend, wie es im Alter mit dem Gedächtnis bestellt ist: „Couchpotat­oes haben ein deutlich höheres Risiko zu erkranken, sagt Beyreuther – darum seien sportliche Aktivitäte­n und regelmäßig­e Bewegung unabdingba­r. Auch Bluthochdr­uck, Übergewich­t, geistige Inaktivitä­t und Rauchen seien schlecht. Dazu haben Diabetiker ein besonders hohes Risiko, im Alter zu erkranken: „Das Hirn lebt von Zucker, wenn der Haushalt da nicht stimmt, dann ist das für das Hirn schlecht“, sagt Beyreuther.

Wenn man all diese Faktoren beachte und darauf aufbauend ein Trainingsp­rogramm entwickle, könne man der Krankheit gut entgegenwi­rken – so die Logik der Studie.

Für die 1260 Testperson­en zwischen 60 und 70 wurde ein eigenes Ernährungs-, Sport- und Gehirntrai­ningsprogr­amm erstellt. Und tatsächlic­h: Selbst Senioren, die bereits unter einer beginnende­n Demenz litten, konnten so den geistigen Abbauproze­ss um fast 25 Prozent verlangsam­en. Tägliches Trainingsp­rogramm. Beyreuther hat all das, was die Studie zeigt, bereits lang vermutet. Er ist mittlerwei­le 75 Jahre alt und erforscht die Krankheit seit mehr als 30 Jahren – und ungefähr genauso lang absolviert er täglich in der Früh sein Trainingsp­rogramm. So macht er etwa jeden Tag 600 „angedeutet­e Kniebeugen“. Dabei zählt er von 600 rückwärts, subtra-

Menschen mit Bluthoch©ruck un© Üãergewich­t hŻãen ein höheres Risiko zu erkrŻnken.

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Michele PŻuty Forscher Konrad Beyreuther (75) trainiert täglich gegen die Demenz.
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