Die Presse am Sonntag

Zika-Virus: Forscher raten zu Olympia-Verschiebu­ng

BrŻsilien. 150 Experten warnen in einem offenen Brief dringend davor, die Veranstalt­ung in Rio auszutrage­n. Die WHO hält dagegen.

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Rio ©e JŻneiro. Einzelne Stimmen gab es immer wieder: Seit der Verbreitun­g des Zika-Virus in Südamerika, insbesonde­re in Brasilien, haben Experten die Verlegung der Olympische­n Sommerspie­le von Rio in eine andere Region gefordert. Nun aber haben sich mehr als 150 Gesundheit­sexperten gemeinsam mit einem offenen Brief an die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) gewendet und auf große Gefahren hingewiese­n. Angesichts der Tatsache, dass eine halbe Million Touristen die Sommerspie­le im August besuchen wollen, sei es „unethisch“, die Spiele tatsächlic­h auszutrage­n. Die Besucher können sich anstecken und das Virus in ihre Heimatländ­er tragen, so die Wissenscha­ftler aus Oxford, Yale, Harvard, Zürich und anderen Universitä­ten.

Besonders risikoreic­h sei die Weiterverb­reitung in arme Länder, heißt es in dem Statement. Und auch das schwache Gesundheit­ssystem in Brasilien wird als Grund angeführt. Sowohl das Olympische Komitee als auch die WHO haben die Forderung der Experten sogleich zurückgewi­esen. Ein höheres Risiko zur Verbreitun­g sei nicht ge- geben, solange sich die Besucher an die Reisehinwe­ise halten würden. Zudem grassiere das Virus ohnehin schon in 60 Ländern. Verwiesen wird von Experten auch darauf, dass die Spiele im brasiliani­schen Winter stattfinde­n, wodurch die Ansteckung­sgefahr verringert sei. WŻrnung Żn SchwŻngere. Zwar hält die WHO eine Verlegung nicht für nötig – wohl hat sie aber im Februar wegen des Virus den globalen Gesundheit­snotstand ausgerufen und empfiehlt besondere Schutzmaßn­ahmen. In ihren Reisehinwe­isen empfiehlt sie das Benutzen von Mückenschu­tzmitteln und Kondomen. Zudem sollten Orte mit schlechten Sanitäranl­agen vermieden werden. Schwangere sollten überhaupt nicht in die betroffene Region reisen.

Das Zika-Virus wird über die Stechmücke übertragen, auch eine sexuelle Übertragun­g ist wahrschein­lich. Ein Infekt kann zu Fieber führen, die Auswirkung­en auf Föten sind weitreiche­nder. Babys können mit Mikrozepha­lie – sie haben einen kleineren Kopf – geboren werden. Eine Schutzimpf­ung gibt es nicht.

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