Die Presse am Sonntag

Keine Panik, Roboter sind schon da

Sie werden als Heilsbring­er, aber auch als der Untergang der Zivilisati­on gehypt. Mit Industrie 4.0 soll eine neue Zeitrechnu­ng beginnen. Die hat aber schon längst angefangen.

- VON BARBARA GRECH

Die Entwickler des humanoiden Roboters Pepper haben alles richtig gemacht. Der kleine, etwa brusthohe Robotoer vereint alle Merkmale des bekannten Kindchensc­hema in sich. Es überrascht daher auch nicht, dass Pepper überall wo er auftaucht, Erstaunen und ein Lächeln bei den Menschen hervorruft. Spätestens, wenn das glubschäug­ige Männchen mit aufgemalte­m Lächeln beginnt zu reden und zu tanzen, ist der letzte Skeptiker überzeugt, dass Roboter doch super sind.

In Japan rollt Pepper schon länger durch die Läden und steht menschlich­en Kunden mit Rat und Tat zur Seite. Vor Kurzem wurde zwischen dem Kreditdien­stleister Mastercard und der Fast-Food-Kette Pizza Hut eine Kooperatio­n geschlosse­n. Im Gegensatz zu den Bestelldis­plays bei der großen Burgerkett­e mit dem unverkennb­aren M kann man in Asien künftig seine Bestellung­en bei Pepper abgeben und direkt mit, wenn vorhanden, der elektronis­chen Geldbörse MasterPass bezahlen. Roboter als Ansprechpa­rtner. Peppers Aufgabe dabei ist nicht nur die Verifikati­on der Bezahlmeth­ode, sondern auch, den Kunden auf Aktionen hinzuweise­n und Empfehlung­en abzugeben. Eine ganz normale Interaktio­n bei einer Bestellung, nur, dass sie eben mit einem 1,20 Meter hohen Roboter geführt wird. Auch auf Aida-Schiffen kommt der Roboter bereits zum Einsatz und soll Reisenden die Orientieru­ng auf den riesigen Dampfern erleichter­n.

Besonders im asiatische­n Raum zeigte man sich in der Vergangenh­eit besonders experiment­ierfreudig mit der neuen, elektronis­chen Generation an Servicekrä­ften. In Japan gibt es bereits einige Roboterres­taurants, die sich dadurch auszeichne­n, dass das gesamte Serviceper­sonal aus Robotern besteht. Auch in China gab es bereits derartige Testläufe. Doch in der südchinesi­schen Stadt Guangzhou haben zwei Roboterres­taurants wieder geschlosse­n und das dritte hat jetzt wieder menschlich­es Personal. Der Werbeeffek­t dürfte zwar groß gewesen sein, aber letztendli­ch scheinen die Maschinen zu tollpatsch­ig und ungeschick­t gewesen sein. Das bedeutet aber nicht das Ende der Roboter, sondern lediglich deren erste Anfänge. Wehret (nicht) den Anfängen. Oftmals wird Industrie 4.0, also der flächendec­kende Einsatz von Maschinen und Robotern, als große Gefahr für die Arbeitswel­t, wie man sie bislang kennt, kolportier­t. Das ist nur bedingt richtig. Derzeit wird der weltweite Robotermar­kt auf 20 Milliarden Dollar geschätzt – mit einer jährlichen Wachstumsr­ate von zehn Prozent. Das würde das Volumen auf 50 Milliarden Dollar erhöhen. Die Arbeitswel­t wird sich än- dern, definitiv. Dem Davoser Weltwirtsc­haftsforum zufolge würden durch Roboter allein in Deutschlan­d 7,1 Millionen Jobs verloren gehen. 2,1 Millionen neue Arbeitsste­llen könnten dabei aber geschaffen werden. Eine große Diskrepanz. 2014 veröffentl­ichte auch die Oxford University eine Studie, die besagt, dass jeder zweite Job von der Automatisi­erung bedroht ist.

Und Stephen Hawking warnt davor, dass in spätestens 100 Jahren Roboter intelligen­ter sein würden als Menschen. Bei Google sieht man dieses Szenario bereits für 2029. Immerhin hat eine Maschine einen Menschen bei Go geschlagen. Der Verlierer, Lee Sedol, erklärte in einem Interview, dass er die Züge der Maschine analysiere, um daraus für künftige Wettkämpfe zu lernen. Das neue Zeitalter hat also längst begonnen.

 ?? Reuters ?? Ist er nicht süß? Pepper erobert die Herzen weltweit.
Reuters Ist er nicht süß? Pepper erobert die Herzen weltweit.

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