Rein ins große Verkostungsvergnügen
Der österreichische Sommelier-Staatsmeister Suvad Zlatic gibt Tipps für den perfekten Messebesuch der VieVinum.
In der Wiener Hofburg warten bei der VieVinum von 4. bis 6. Juni rund 500 Winzer auf motivierte Verkoster und über 20 Sideevents wollen besucht werden. Wie schafft man es da, möglichst viel zu verkosten, zu erfahren – und dabei fit zu bleiben?
Suvad Zlatic weiß es: „Beginnen wir mit der körperlichen Vorbereitung für eine Weinprobe: Die Basis für gute Verkostungskondition ist genug Schlaf. Gut frühstücken ist ebenfalls wichtig, doch soll es nicht übertrieben reichhaltig sein. Als Getränk ist ein nicht zu intensiver Tee ideal. Auf Kaffee – oder eine Zigarette rauchen – muss man vorher an sich auch nicht verzichten. Nur sollte die Zeitspanne bis zur ersten Weinprobe zumindest eine halbe Stunde ausmachen.
Auf ins Rahmenprogramm!
Ich empfehle, zunächst das Rahmenprogramm mit den kommentierten Verkostungen zu studieren. Zu meinen Favoriten zählen die Verkostung Wachauer Riesling aus dem Jahr 2006 (4. Juni., 12.30 Uhr) und das Aufeinandertreffen der beiden Riesling-Kapazitäten Österreichische Traditionsweingüter und Verein Deutscher Prädikatsweingüter (5. Juni, 15.00 Uhr). Im Burgenland holen die Leithabergwinzer aus dem Millionen Jahre alten Boden ihres Gebiets grandiose Weine heraus (5. Juni, 16.45 Uhr) und auch das Blaufränkischland wartet mit einer besonderen Verkostung auf. Hier bin ich selbst mit am Panel und werde die Unter- schiede von Blaufränkisch der beiden Charakter-Jahrgänge 2009 und 2012 kommentieren (6. Juni, 14.15 Uhr).
Wie halte ich mich fit?
Je nach Kondition sind immer wieder kleine Pausen sinnvoll – ein Schluck Wasser, ein Stück Brot, frische Luft vor der Hofburg. Für den Appetit holt man sich von den Food Trucks vor der Hofburg einen Snack und macht es sich für eine Weile auf der Terrasse gemütlich.
Tour de VieVinum
Meine empfohlene Tour beginnt im Foyer, wo sich die Winzer des Vereins Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) präsentieren. Hier ist Clemens Busch mein Favorit, sein Weingut war der erste Bio-Betrieb in dieser Gemeinschaft. Gleich links davon geht es zu den Winzern der Thermenregion. Aus diesen Reihen schätze ich besonders die Burgundermacher, außerdem bin ich ein Fan des Weinguts Stadlmann und dessen Zierfandler. Als nächste Station kommt die Vinea Wachau. Die Domäne Wachau ist eine Genossenschaft, die große Weine keltert, vor allem Grüner Veltliner Achleiten ist ein Hit. Dann geht es weiter in das Forum zu den Traditionsweingütern. Hier möchte ich Fred Loimer – seine Rieslinge bringen mich zum Schwärmen – sowie Willi Bründlmayer und Bernhard Ott hervorheben. Auf der Feststiege trifft man auf Thomas Kohl, der aus alten Apfelsorten außergewöhnlich gute Säfte produziert. Oben am Platzl erwartet uns der Stand der Österreichischen Sommelierunion. Hier wird Stimmung für die Europameisterschaft der Sommelerie gemacht und von jedem Teilnehmerland ein Wein oder eine Spirituose präsentiert.
Burgenland, Weinviertel...
Langsam wächst die Vorfreude auf die burgenländischen Weine. Chardonnay Jungenberg von Leithaberg-Winzer Markus Altenburger lässt sich durchaus mit einem Puligny Montrachet vergleichen. Aus dem Mittelburgenland sind die Weingüter von Silvia Heinrich und Walter Kirnbauer hervorzuheben.
Im Weinviertel angelangt möchte ich den Messebesuchern zwei junge Winzerpaare ans Herz legen: Ebner-Ebenauer und Zuschmann-Schöffmann, während weiter im Carnuntum Dorli Muhr eine Adresse der Superlative ist. Jetzt fehlt noch die steirische Finesse. Die finde ich zum Beispiel bei den Weinen von Gerhard Wohlmuth. Danach noch ein Abstecher zum Herrenhof Lamprecht und dort den grandiosen Pinot Noir verkosten.
Schatzsuche für Neugierige
Wer international aufgeschlossen ist, schaut bei Weinhandel Vinoribis im Marmorsaal vorbei und verkostet Charles Smith Wines Washington State (Kung Fu Girl Riesling, The Creator) oder im Orchestergang den Garlider Eisacktal Grüner Veltliner. Neues und Entdeckenswertes findet man im Rittersaal von Winzern aus „New Europe“. Und hat man beim Stand von La Dottoressa feinsten Portwein verkostet, ist es legitim, sich danach mit der einen oder anderen Weißwein- oder Sektprobe zu erfrischen – oder man beschließt den erfolgreichen Verkostungstag bei einem frisch gezapften Bier auf der Terrasse vor der Hofburg.“ Suvad Zlatic ist Österreichs bester Sommelier, außerdem europäischer Champagne-Botschafter und er vertritt Österreich bei der Sommelier-Europameisterschaft 2017 in Wien. Er ist Sommelier und Maître d‘Hôtel in Geigers Posthotel in Serfaus.