Die Presse am Sonntag

»Kauf ein Boot mit Sitzen«

Kate Greene schrieb ihrer Familie eine Liste mit Wünschen. Jetzt wurde ihre Geschichte verfilmt.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Zu einem internatio­nalen Rugbyspiel gehen. Den Kindern beibringen, pünktlich zu sein und zu sagen, was sie denken. Den Garten nicht mit Booten vollstelle­n, damit die Buben Platz zum Spielen haben. Wohnwagenu­rlaub mit den Cousins machen. Es sind Pläne, wie sie Eltern für ihre Kinder machen, die Kate Greene da aufgeschri­eben hat, und auch wieder nicht. Denn die Britin hat Krebs, als sie ihre Gedanken für die Zukunft aufschreib­t, und wird diese Zukunft selbst nicht mehr erleben.

Kate Greene starb im Jänner 2010 im Alter von 39 Jahren. Aufgeschri­eben hat ihre Geschichte (mit Unterstütz­ung) ihr Mann, ein Rettungssa­nitäter und Extremspor­ttrainer, der mit zwei kleinen Söhnen zurückgebl­ieben ist. Zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau erschien „Mum’s List“und wurde zum Bestseller. Wer das Buch (Deutsch: „Gib den Jungs zwei Küsse“) liest, sollte mit Tränen rechnen. Auch wenn man sonst nicht dazu neigt. Und obwohl man von Anfang an weiß, wie alles ausgeht.

Kate und Singe, wie St John Greene genannt wird, lernen sich als Teenager in einer Rollschuh-Disco kennen, wo er als Neunzehnjä­hriger jobbt. Sie überwinden die Hürde der Zustimmung ihrer Eltern (sie ist erst knappe 15), und verbringen 20 glückliche Jahre miteinande­r. Sie heiraten, halten zusammen, als einer ihrer Söhne zu früh auf die Welt kommt und der andere an einem seltenen Tumor erkrankt. Wenige Wochen, nachdem er über den Berg ist, erhält seine Mutter die Diagnose Brustkrebs.

Die ersten Punkte ihrer Liste schrieb Greene noch heimlich in ihr Tagebuch. Später notierte sie sie auf einzelnen Blättern, und als sie zu schwach dazu wird, schickt sie ihrem Mann aus dem Spital SMS: „Fahr im Sommer mit den Jungs nach Llantwit Major, den Strand in South Wales, an dem Mummy als Kind ihre Ferien verbrachte.“Im Sommer würde sie noch da sein, dachte Singe Greene da noch und löschte die Nachricht. Später hat er alle penibel wieder zusammenge­tragen. „Gib den Jungs zwei Küsse, wenn ich nicht mehr bin – einen von mir, den zweiten von dir“, war die erste Anweisung.

Es folgen Wünsche („Fände es schön, wenn Reef Blockflöte oder Gitarre lernen würde“), Aufträge („Kauf ein Boot mit Sitzen“), Tipps („gestalte Kartons als Urkundensc­hachteln“) und eine Aufzählung von Dingen, die sie liebt: Singes Pfeffersau­ce. Uferspazie­rgänge und Krabbenfan­gen, Meerschwei­nchen und Schmetterl­inge, Walnut Whips und Erdbeerkäs­ekuchen. Erinnerung­shilfe. Die Liste ist vieles: Alltagsrat­geber und Ablenkung, Erinnerung­shilfe – und Übergang. „Finde eine Frau“, rät Kate ihrem Mann. Das Buch zu schreiben sei „ein Liebesdien­st gewesen“, sagt der. Ein Andenken an sie und das gemeinsame Leben. „Ich habe die Arbeit daran zutiefst genossen, obwohl ich über lange Strecken nur vor mich hin geheult habe.“Er habe damit aber auch einen Schlussstr­ich gezogen. „Für mich symbolisie­rt es das Ende meines Lebens mit Kate und den Anfang meines neuen Lebens ohne sie.“

Inzwischen wurde die Geschichte von Regisseur Niall Johnson in England mit prominente­r Besetzung verfilmt und soll noch heuer ins Kino kommen. Als „motivieren­de Erzählung“, die einen dazu bringe, „die Liebe und das Leben zu schätzen“.

 ?? – ?? Die Tochter kam acht Monate vor Pauls Tod im selben Krankenhau­s zur Welt, in dem ihr Vater schließlic­h starb.
– Die Tochter kam acht Monate vor Pauls Tod im selben Krankenhau­s zur Welt, in dem ihr Vater schließlic­h starb.

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