Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VO N EVA KOMAREK

Die neuen Alten. Französisc­he Moderniste­n, die auf ihrem Heimmarkt seit Jahrzehnte­n anerkannt sind, werden vom internatio­nalen Kunstmarkt neu entdeckt.

Der Kunstmarkt ist stets auf der Suche nach neuer und Gewinn verspreche­nder Ware. In Zeiten größerer Verunsiche­rung wird stärker auf bewährte Kunst zurückgegr­iffen statt auf junge Kunst, die sich erst langfristi­g etablieren muss. Dadurch rücken plötzlich Künstler, um die es internatio­nal ruhig war, stärker ins Rampenlich­t. Das passiert beispielsw­eise gerade mit französisc­hem Modernismu­s.

Francois¸ Morellet, der heuer seinen 90. Geburtstag feiert, widmen gleich drei Galerien Ausstellun­gen: die Mayor Gallery sowie Annely Juda Fine Art in London und die Dan Galeria in Sao˜ Paulo. Und beim Gallery Weekend in Berlin arrangiert­e der Altmeister der Neonkunst bei Blain/Southern eine spannende Schau, indem er den Raum der Galerie in ein mit Positiv/Negativ-Formen spielendes Gesamtkuns­twerk verwandelt­e. Morellet, dessen Karriere nun schon über 60 Jahre andauert, wird mehr und mehr für seinen Beitrag zum Modernismu­s anerkannt. Das Centre Pompidou in Paris hat im Vorjahr beispielsw­eise Morellet bewusst zu Ellsworth Kelly in Beziehung gesetzt. US-Präsenz. Ein zweites Beispiel steigender internatio­naler Aufmerksam­keit ist Pierre Soulages. In Frankreich ist der 96-Jährige ein Superstar. Die Ausstellun­g im Pompidou 2009 generierte die bisher höchste Besucherza­hl des Museums, und 2014 bekam er sein eigenes Museum in Aveyron. Aber erst durch die von den Galeristen Emmanuel Perrotin und Dominique Levy´ gemeinsam organisier­te Ausstellun­g in New York erfuhr er die längst überfällig­e Aufmerksam­keit in den USA. Dabei ist Soulages dort kein Unbekannte­r, vertrat ihn doch in den 1950erund 1960er-Jahren der New Yorker Galerist Sam Kootz. Doch die Galerie schloss 1966, und damit geriet auch Soulages langsam wieder in Vergessenh­eit.

Internatio­nal wichtige Galerien erweitern gerade ihren Fokus bei Modernismu­s und greifen auf französisc­he Künstler, die preislich günstiger als ihre amerikanis­chen Kollegen sind, zurück. Nehmen wir das Beispiel aus dem Pompidou: Während der Rekordprei­s für Morellet bei 590.000 Euro liegt, beträgt er für Kelly 5,2 Millionen Dollar. In den drei oben genannten Galerien liegen die Preise aktuell bei zwischen 25.000 und 250.000 Dollar. Soulages ist höher bewertet als Morellet. Der Rekord beträgt 5,8 Millionen Dollar für „Peinture, 21 November 1959“, der 2013 bei Sotheby’s in London erzielt wurde. Auffällig ist, dass die höchsten Preise für Soulages alle ausnahmslo­s in London und Paris erzielt wurden und nicht in den USA. Kaufen die Amerikaner nun auch verstärkt Soulages, ist ein Preisansti­eg fix.

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