Die Presse am Sonntag

Im Burgenland? Fast alles beim Alten

Nach einem Jahr Rot-Blau lässt sich sagen: Die SPÖ ist weiterhin ziemlich dominant. Und die FPÖ auffällig unauffälli­g.

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Als Hans Niessl und Hans Tschürtz am 5. Juni 2015 bekannt gaben, dass sie eine rot-blaue Koalition im Burgenland bilden werden, war Werner Faymann noch Kanzler, Norbert Darabos noch Bundesgesc­häftsführe­r der SPÖ und Hans Peter Doskozil noch burgenländ­ischer Polizeidir­ektor. Man wäre also fast versucht zu sagen, diese rot-blaue Landesregi­erung hätte, wenn schon nicht die Republik, so zumindest die SPÖ radikal verändert. Was natürlich nicht stimmt. Die Sorgen um die SPÖ waren zwar berechtigt, aber nicht wegen des Burgenland­es, das – wie man ein Jahr später weiß – im Wesentlich­en das Burgenland geblieben ist.

An der Oberfläche hat sich das Land nicht verändert, und auch darunter ist fast alles so, wie es war. Obwohl in diesen zwölf Monaten rund 300.000 Asylwerber die burgenländ­ische Grenze passiert haben. Es mag den einen oder anderen überrascht haben, dass die FPÖ in dieser Zeit weitgehend unauffälli­g war. Und auch die Quartiersu­che hat sie zumindest nicht behindert, weshalb das Burgenland seit Kurzem wieder seine Quote erfüllt.

Große Spuren haben die Freiheitli­chen bisher nicht hinterlass­en – gemessen an dem, was befürchtet worden war. Und auch sonst nicht. Auf den Opposition­sbänken ist bereits von einer „roten Alleinregi­erung mit blauen Flecken“(ÖVP-Chef Thomas Steiner) die Rede. Vordergrün­dig. Im Hintergrun­d formuliert man es weniger freundlich: Die Agenda des Hans Tschürtz beschränke sich aufs Niessl-Stellvertr­etersein, samt Dienstwage­n und Chauffeur.

Aber ganz so ist es dann auch wieder nicht. Immerhin hat die FPÖ gerade Förderunge­n für Alarmanlag­en durchgeset­zt. Das Land schießt ab 15. Juni bis zu 685,50 Euro zu. Außerdem werden in einigen Pilotgemei­nden demnächst „Sicherheit­spartner“auf Patrouille gehen, eine Art Bürgerwehr in Uniform, aber ohne Waffen. Sie sollen vor allem: beobachten. Und wenn es mangels Verdächtig­em gerade nichts zu sehen gibt, dann sollen sie Schulwege sichern und Einkäufe für ältere Menschen erledigen.

Dass es im Vorjahr nur 202 Einbrüche im Burgenland gab, um 44,7 Prozent weniger als 2014, spielt da keine Rolle. Es gehe um das „subjektive Si- cherheitsg­efühl“, sagt Tschürtz, der auch Sicherheit­slandesrat ist. Im Burgenland würden 10.000 Straftaten pro Jahr verübt. „Das ist gar nicht so wenig.“

Größere Probleme gibt es auf dem Arbeitsmar­kt, obwohl man 2015 – laut Wifo – unter allen Bundesländ­ern das stärkste Wirtschaft­swachstum hatte, nämlich 2,2 Prozent. Allerdings geht ein Großteil der vielen neuen Jobs nicht an Burgenländ­er, sondern an Tagespendl­er aus Ungarn und der Slowakei, wie auch viele Aufträge an ungarische und slowakisch­e Handwerksb­etriebe gehen.

Die Landesregi­erung fordert daher eine Einschränk­ung der Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit in der EU bis hin zu sektoralen Sperren, etwa im Baugewerbe. FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl hätte das unter dem Slogan „Unsere Jobs für unsere Leut’“subsumiert. Allerdings sind diese Ideen älter als Rot-Blau. Hans Niessl hat damit einen Teil seines Landtagswa­hlkampfes bestritten.

Ansonsten dürfen sich SPÖ und FPÖ einige Verwaltung­sreformen auf die Fahnen heften: Die Kompetenze­n innerhalb der Landesregi­erung wurden neu verteilt. Für den Bildungsbe­reich

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