Lifestyle-Erkrankung Schlaganfall
Immer h´ufiger treten Schlaganfälle Żuch ãei Menschen unter 45 JŻhren Żuf. Bei einem Drittel ©er PŻtienten sin© keine konkreten UrsŻchen feststellãŻr. Üãergewicht un© ©er Konsum von Nikotin un© Alkohol z´hlen Żãer zu ©en RisikofŻktoren.
Johanna ist eine junge, sportliche Frau Mitte zwanzig. Sie ist gerade mit dem Studium fertig geworden und hat ihren ersten richtigen Job begonnen. Eines Morgens ist sie auf dem Weg zur Arbeit, als ihr plötzlich schwindlig wird. „Ich wusste nicht, was mit mir passiert. Ich habe nur gemerkt, wie ich zu Boden falle“, erzählt sie. „Zerebraler Insult“werden die Ärzte später in die Behandlungsbögen schreiben. Und Johannas Eltern werden es kaum glauben. Denn so wie die allermeisten Menschen kennen auch sie diesen Vorfall eigentlich nur von Menschen jenseits der 60.
Dass ein Schlaganfall auch bei jüngeren Menschen nicht so ungewöhnlich ist, wie die meisten denken, berichtete die Grazer Neurologin Gudrun Reiter Anfang letzte Woche auf den Ärztetagen in Grado. Das Phänomen ist immerhin so bekannt, dass man ihm einen Namen gegeben hat. „Juveniler Schlaganfall“nennen es die Experten. Was darunter genau zu verstehen ist, darüber ist man sich unter Fachleuten nicht ganz einig. Aber: „Wir definieren einen Schlaganfall so, wenn er im Alter zwischen 18 und 45 auftritt“, erklärt Reiter. Die Symptome eines juvenilen Schlaganfalls gleichen jenen bei über 45-Jährigen: Halbseitige Lähmung, Sprach-, Seh- oder Schluckstörungen, aber auch Schwindel und Verwirrtheit können auftreten.
Etwa fünf Prozent aller Erstinsulte würden bei Personen unter 45 Jahren festgestellt werden, die Tendenz, und das ist das Alarmierende, steigt. Immer öfter sind auch Jugendliche und junge Erwachsene wie Johanna davon betroffen. Alle Fälle werden im Österreichi- schen Schlaganfallregister aufgezeichnet und liefern wichtige Erkenntnisse für die Wissenschaft.
Michael Knoflach ist Leiter der Schlaganfalleinheit der Medizinischen Universität Innsbruck. Die Erforschung des juvenilen Schlaganfalls ist sein Spezialgebiet. Er erklärt, dass der juvenile Schlaganfall per Definition nicht mit dem kindlichen Schlaganfall gleichzusetzen ist. Bei Kindern würden Schlaganfälle etwa so häufig auftreten wie Hirntumore. „Es ist selten, aber nicht unmöglich.“In den meisten Fällen seien typische Schlaganfallsymptome bei Kindern aber nicht tatsächlich auf einen Schlaganfall zurückzuführen, sondern lägen anderswo begründet. Ursache oft unklar. „Bei einem Drittel der behandelten erwachsenen Personen sind klassische Ursachen wie Arteriosklerose und Herzerkrankungen der Grund für den Insult“, erklärt Knoflach weiter. Was den juvenilen Schlaganfall für viele Wissenschaftler so interessant macht, ist, dass bei etwa einem Drittel der Patienten keine konkrete Ursache feststellbar ist. „Kryptogener Schlagan- fall“nennen die Forscher diesen Vorfall. Auch bei Johanna war kein Grund für den Insult feststellbar. „Ich habe vorher nie Probleme mit dem Blutdruck oder dem Herzen gehabt. Es gab überhaupt keine Warnsignale“, sagt sie. Risikofaktor Übergewicht. Die Grazer Neurologin Gudrun Reiter hält gerade bei jungen Menschen negative Lifestyle-Faktoren für einen häufigen Schlaganfallauslöser. Dazu zählt vor allem die unter den Jugendlichen stark ansteigende Adipositas, also Fettleibigkeit. Sie geht oft mit Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes einher und erhöht daher das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Auch das Rauchen steigert die Gefahr, wie übrigens auch der Konsum von illegalen Drogen wie Kokain und Amphetamin. „Würden junge Menschen ihren Lifestyle verbessern, wäre die Zahl der jugendlichen Schlaganfallpatienten geringer“, sagt Reiter. Ähnlich sieht das auch Knoflach: „Am gefährlichsten ist natürlich eine Kombination der Risikofaktoren. Bei einem 40-jährigen Raucher mit Diabetes, der zu Bluthochdruck neigt, übergewichtig und dem Alkoholkonsum nicht abgeneigt ist, ist das Risiko um ein Vielfaches höher“, erklärt der Experte.
In Österreich gibt es mittlerweile beinahe 40 sogenannte Stroke-Units, das sind spezielle Organisationseinheiten zur Erstversorgung von Schlaganfallpatienten. Werden die Betroffenen nach einem Insult so schnell wie möglich von einer Stroke-Unit behandelt, ist das Risiko geringer, an dem Schlaganfall zu sterben. Auch die Folgeschäden können durch eine schnelle, fachgerechte Behandlung minimiert werden. Die Therapie des juvenilen Schlaganfalls gestaltet sich ähnlich wie bei älteren Menschen. Allerdings ist die medikamentöse Auflösung des Gerinnsels im Gehirn wegen der Gefahr einer Einblutung keine geeignete Behandlungsmethode für Personen unter 18 Jahren. Hier muss auf alternative Therapiemöglichkeiten zurückgegriffen werden, sagt Reiter. Plastischer Umbau. Der anschließende Genesungsprozess schreitet bei jüngeren Patienten vergleichsweise schnell voran. „Ein kaputter Hirnbereich bleibt zwar kaputt, aber andere Bereiche übernehmen dann die Aufgaben. Bei jungen Menschen ist noch mehr Hirngewebe da, das sich plastisch umbaut“, erklärt Knoflach. Dennoch ist nicht in allen Fällen eine vollständige Genesung möglich, und die Betroffenen müssen viele Jahre mit einer Behinderung leben. Besonders für jüngere Menschen mit kleinen Kindern ist das ein harter Schlag. Auch ihre Angehörigen können plötzlich damit konfron- tiert sein, die Betroffenen pflegen zu müssen.
Johanna hat sich gut erholt. Schon wenige Wochen nach dem Schlaganfall war sie dank intensiver Rehabilitation wieder vollständig regeneriert und konnte wieder zur Arbeit gehen. Medikamente wie Blutverdünnungsmittel und Cholesterinsenker wird sie wahrscheinlich dennoch bis an ihr Lebensende nehmen müssen.
»Ich wusste nicht, wŻs mit mir pŻssiert. Ich hŻãe nur gemerkt, ©Żss ich fŻlle.«