Meister aller Klassen, Rapper und Pop-Ikone
Muhammad Ali war eine Figur „larger than life“. Als Kriegsgegner und Held der Sixties-Gegenkultur wirkte er weit über den Boxring hinaus und inspirierte Schriftsteller, Musiker und nicht zuletzt Hollywood.
Zu nachtschlafener Zeit, um drei Uhr früh, wälzten sich im Europa der frühen 1970er-Jahre technik- und sportbegeisterte Fans aus dem Bett, um den TV-Apparat einzuschalten. Zwei globale Spektakel jenseits des Atlantiks zogen sie in ihren Bann: die Apollo-Missionen im All und die Boxkämpfe Muhammad Alis. In seiner Eloge auf den „Greatest“formulierte Ex-Präsident Bill Clinton am pointiertesten, was die Faszination des BoxChampions aus Louisville in Kentucky ausmachte: „Boxfans auf der ganzen Welt wussten, dass sie eine Mischung aus Schönheit und Eleganz, Schnelligkeit und Stärke sahen, die vielleicht nie wieder erreicht werden wird.“
Das Tänzerische und Leichtfüßige, das mehr an einen Florettfechter gemahnte; die in Arroganz gipfelnde Lässigkeit, die in den baumelnden Armen ihren Ausdruck fand, kombiniert mit dem Showtalent eines Entertainers, der mit der Lust an der Provokation und rhythmischem Sprachgefühl Salven an Sprüchen abfeuerte, die den Rap vorwegnahmen – all dies erhob Muhammad Ali in den 1960er-Jahren in den Status eines charismatischen Popstars. Dass Bob Dylan ihm einen Song widmete („I Shall Be Free“), dass sich die Beatles und Elvis Presley mit ihm zeigten, zeugt von der popkulturellen Bedeutung des Meisters aller Klassen inner- und außerhalb des Boxrings. Sport, Kultur und Gesellschaftspolitik vermengten sich im Phänomen Ali.
Zu seinem Comeback-Fight 1970 in Atlanta nach beinahe vierjähriger Sperre fand sich das Who’s who der afroamerikanischen Prominenz ein: Coretta King, die Witwe Martin Luther Kings, Diana Ross, Sidney Poitier. Ali hatte Mitte der 1960er-Jahre den Sklavennamen Cassius Marcellus Clay abgelegt, um sich der umstrittenen, radikalen Sekte des „Nation of Islam“anzuschließen und mit deren Führer Malcolm X durch Afrika zu touren. Als er sich 1967 aus Gewissensgründen weigerte, in den Vietnamkrieg zu ziehen und eine fünfjährige Sperre plus einer hohen Geldbuße samt Entzug des Titels einhandelte, avancierte er vollends zu einer Ikone der Bürgerrechtsbewegung und der Gegenkultur der Sixties.
„Mann, ich habe nichts gegen die Vietcong. Kein Vietcong hat mich je Nigger genannt“, ereiferte er sich. „Warum verlangt man von mir, eine Uniform anzuziehen und 10.000 Meilen entfernt von der Heimat gegen braune Menschen in Vietnam Bomben abzuwerfen und Kugeln abzufeuern,