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NACHRICHTEN AUS DER REDAKTIONSKONFERENZ
Auf so etwas wie einen Brexit kann man sich nur schwer vorbereiten. Unsere Redaktion zeigt, wie gut sie auf Überraschungen reagiert.
Wir hatten es anders kommen sehen. Der Ausgang der Brexit-Abstimmung in Großbritannien würde knapp werden, das ahnten wir, aber wir hatten – wie viele Experten – mit einem Verbleib Englands in der Europäischen Union gerechnet. Als sich in den Morgenstunden vom Freitag der Verdacht erhärtete, dass die Briten mehrheitlich für einen Ausstieg gestimmt hatten, war in unserer Redaktion schon hektisches Treiben ausgebrochen. Ab vier Uhr früh versorgte unser Online-Team, allen voran Marlies Kastenhofer, die Leser mit den aktuellsten Nachrichten zum Ergebnis des Referendums. Clemens Patek und Maciej Palucki hatten ihre Wecker pünktlich gestellt und traten ihren Online-Dienst um einiges früher an als sonst. Unser Mann in England, Gabriel Rath, steuerte Eindrücke aus London bei, bevor er sich daranmachte, große Analysen für unsere elfseitige Themenstrecke in der Samstagsausgabe zu verfassen. Michael Laczynski, als EU-Experte regulär in Brüssel stationiert, begab sich rechtzeitig nach London, um die Stimmung der Kampagnen einzufangen. Anna Gabriel berichtete über die rechtlichen Folgen des Briten-Exits. Und in Wien behielten EURessortleiter Wolfgang Böhm und AußenpolitikChef Christian Ultsch den Überblick.
Und wie geht es jetzt weiter, haben wir uns gefragt. Der Schockstarre, in der sich England und Europa befinden, wollen wir in dieser Ausgabe etwas entgegensetzen. Wir haben also Politiker und Autoren wie den ehemaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Ulrike Lunacek, die Schriftstellerin Lydia Mischkulnig und Gerald Knaus, den Vorsitzenden der Europäischen Stabilitätsinitiative, gebeten, ein Plädoyer auf unsere Union zu halten. Sie glauben – wie wir – auch nach dem 23. Juni daran.