Es geht nach rechts
Europa wird sich überlegen, wie der Funke zum Bürger überspringt. Gerade komme ich aus dem Wienerwald, wo meine Partisanenoper aufgeführt wird, die den Bogen vom Widerstand gegen den Faschismus und der Aufarbeitung dieser Zeit bis in das Heute spannt, mit einer Hoffnung, die sich Europa nennt. Denk- und Mahnmalkultur haben die Bewusstheit um die nationale Geschichte erhöht. Meinte ich, bis ich erfuhr, dass Jugendliche mit dem Begriff Holocaust und Österreich wenig bis gar nichts anfangen können.
Vielleicht fehlt es an didaktischen Mitteln, an der Zeit, an einem Menschenbild für die Zukunft. Als schlechte, zynische, gierige Untergangsvorbilder gehen Nationalisten und ihre Führerparteien durch. Vielleicht kommt eines Tages das Europa der Provinzen als neue EU daher, wenn die Engländer dahinterkommen, dass die Nation als Bremse für Europa gewirkt hat. Die EU sei unser Untergang, zitierte einst Robert Menasse, und hob die dialektische Bedeutung hervor, das Europa der Nationalstaaten gehe unter. Da sind wir jetzt. Jedoch: Es geht nach rechts und nicht in Richtung soziale Gerechtigkeit, Umverteilung, Frieden, Bildung. Demagogen und Populisten ködern mit der nationalen Abschottung und winken mit Fascho-Symbolik, weil der Mob Symbole nicht anders kennt.
Und jetzt? Europa wird sich nicht provinzialisieren, es wird sich wieder etwas überlegen, den Funken zum Bürger überspringen zu lassen. Wirtschaft und Ökonomie sind herausgefordert. Wie läuft das jetzt, wenn Italien seine Traktorenproduktion von England nach Graz verlegt? Wie groß ist der Schaden durch das Finanzkapital, durch die Digitalisierung, die uns wegrationalisiert und das Profitmaximum aus uns herauszieht, bis wir erschöpft aufklatschen? Da bleibt nicht viel über. Eigentlich gar nichts. Dagegen wird nicht viel helfen. Außer meine Europa-Gedanken nicht von zynischen Referendum-Strategen versauen zu lassen.