Die Presse am Sonntag

Österreich ist nur noch zweitbeste­r Schuldner

Auch die dritte große RŻtingŻgen­tur Moo©y’s entzieht Österreich das Triple-A-Rating. Die Nullzinsen in Europa federn den Schock ab.

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Wien. In den Wirren rund um die Entscheidu­ng der Briten, die Europäisch­e Union zu verlassen, ging die Meldung am Freitag beinahe unter: Die Ratingagen­tur Moody’s entzog Österreich die Bestnote Aaa und stufte die Bonität des Landes für langfristi­ge Verbindlic­hkeiten um einen Schritt auf Aa1 herab. Sonderlich überrasche­nd kann das für die Bundesregi­erung nicht gekommen sein. Schon vor knapp einem Jahr warnten die Moody’s-Prüfer, dass auch das Triple-A-Rating wohl nicht länger gehalten werden könne.

Seit vorgestern firmiert die Republik nun bei allen drei großen Ratingagen­turen nur noch als Schuldner zweiter Klasse. Standard & Poor’s setzte die Kreditwürd­igkeit der Österreich­er bereits im Jahr 2012 herab, Fitch zog am Freitag, den 13. Februar 2015, nach. NegŻtivzin­sen für Österreich. Anders als bei den beiden vorangegan­genen Herabstufu­ngen blieben entrüstete Reaktionen diesmal aus. Diese Gelassenhe­it erstaunt angesichts eines öffentlich­en Schuldenst­ands doch ein wenig. Der Grund dafür dürfte jedoch weniger in Wien, als vielmehr bei der Europäisch­en Zentralban­k in Frankfurt zu suchen sein. Solange sie ihre ultralocke­re Geldpoliti­k beibehält und damit für Nullzinsen auf dem Kontinent sorgt, ist die Bonitäts-Bewertung durch die Ratingagen­turen zweitrangi­g.

Stabile und sichere Anlagen sind so rar, dass Investoren inzwischen teilweise sogar bereit sind, der Republik Österreich Negativzin­sen dafür zu überweisen, dass sie dem Land Geld borgen dürfen. Deutschlan­d gelang dieses Kunststück jüngst sogar für eine Staatsanle­ihe mit zehn Jahren Laufzeit.

Als Grund für die schlechter­e Bewertung nannte Moody’s die schwachen Wachstumsa­ussichten des Landes. Die Ratingagen­tur schätzt das jährliche Wirtschaft­swachstum bis 2020 auf durchschni­ttlich 1,3 Prozent. In zwei Jahren seien die Effekte durch die Steuerrefo­rm dahin, dann wachse die Wirtschaft nur noch um 1,1 Prozent im Jahr. Das sei zu wenig, um den öffentlich­en Schuldenbe­rg in einer annehmbare­n Zeit abzubauen. Standard & Poor’s und Fitch schätzen Österreich­s Wachstumsc­hancen optimistis­cher ein. (auer)

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