Maschinenraum
VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWELT
Die Lust auf wandfüllende TV-Projektionen ist nach dem Ausscheiden der österreichischen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM in Frankreich deutlich zurückgegangen. Man muss schon ein bekennender Sportfanatiker sein, um nun jedes weitere Match zu verfolgen – wobei: Das Erlebnis im Stadion vor Ort kann kein noch so scharfer, noch so großer, noch so moderner Screen ersetzen. Und auch kein High-End-Beamer. Oder? Die hochauflösenden Bilder, die man uns als Bit-Strom mitten ins Zimmer schickt, zeigen ja die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter, wie sie auch Peter Handke nicht lebensnäher beschreiben könnte. Schweißtropfen für Schweißtropfen. Und Zeitlupenwiederholungen gibt es im echten Leben nicht. Aber spätestens beim Finale werden wir uns alle wieder um ein probates Fernseherlebnis kümmern. Freund Z., der einen sauteuren JVC-Projektor sein Eigen nennt (laut seiner Aussage „der Ferrari unter den Beamern“) und gern auch für ein adäquates kulinarisches Rundherum sorgt, gilt in meinem Bekanntenkreis als erste Adresse für den Genuss derartiger TV-Highlights. Angefixt von der meterbreiten Bilddiagonale in seinem Haushalt habe ich selbst auch einen Beamer erstanden. Einen deutlich billigeren. Und, ja, das Ben-Q-Gerät mit immerhin 3000 Lumen Leuchtkraft kann im Direktvergleich sogar einigermaßen mithalten – jedenfalls so weit, dass ich nicht bereit wäre, den zehnfachen Preis für einen Projektor auszugeben. Aber eine prinzipielle Schwäche können beide nicht verbergen: eine gewisse Flauheit und Flachheit des Bildes. Zumindest, solange man den Raum nicht verdunkelt. In diesem Zusammenhang wurde ich an eine Exegese erinnert, die mir der ORF-Ex- perte M. schon vor Jahren hat zukommen lassen: die nachdrückliche Unterscheidung von Auf- und Durchlicht. Dargestellt am Beispiel von Kirchenfenstern, den „ersten Bildschirmen“. Dem staunenden Volk von der römischkatholischen Kirche zur Verfügung gestellt, dem, so M., „wahrscheinlich scharfsinnigsten, sicher langlebigsten und vermutlich [. . .] erfolgreichsten Medienhaus der Geschichte“. Eine nicht unoriginelle Betrachtung. Meine These ist nüchterner: Wenn die LCD- und OLED-Schirme (und was noch kommen mag) in immer größere Dimensionen wachsen und zugleich – der 4-K-Standard ist längst definiert – noch schärfer, kontrastreicher, hochauflösender werden, ist die Zukunft strahlend hell. Nur für Beamer seh ich fortan eher schwarz.