Die Presse am Sonntag

Bauchweh als Zeichen einer kindlichen Depression

- VON CLAUDIA RICHTER

Je jünger die Patienten, desto unspezifis­cher sind die Symptome einer Depression – von Kopfschmer­z bis Zorn. Daher bleibt dieses Leiden gerade bei Kindern oft unerkannt. Rund 1,7 Millionen Menschen sind in Österreich 19 Jahre und jünger. Nehmen Depression­en bei unseren Kindern und Jugendlich­en zu? Die Datenlage dazu ist schwach, konkrete Zahlen gibt es hierzuland­e nicht.

Sicher sind sich Kinderpsyc­hiater, dass viel zu viele junge Patienten nicht diagnostiz­iert und daher nicht behandelt werden. Generell geht man davon aus, dass rund drei Prozent der Sechsbis Zwölfjähri­gen und gut sechs Prozent der Teenager von 13 bis 18 Jahren an mittleren bis schweren Depression­en leiden. Die äußern sich allerdings bei Kindern anders als bei Erwachsene­n, weswegen viele Depression­en unerkannt bleiben.

„Je jünger die Patienten, desto unspezifis­cher sind die Symptome bei einer Depression. Vor allem die Kleinen somatisier­en häufig und reagieren sehr oft mit Kopfweh oder Bauchschme­rzen“, erläutert Andreas Karwautz, Professor an der Universitä­tsklinik für Kinder und Jugendpsyc­hiatrie am AKH Wien.

Folgende Symptome können – nach Alter geordnet– auf eine Depression hinweisen:

Kleinkinde­r (bis drei Jahre) wirken traurig, weinen schnell, reagieren ängstlich oder zornig, sind apathisch oder irritabel, mögen nicht mehr spielen; zudem kann es zu einem Fantasiema­ngel kommen und Schlafstör­ungen.

IKinder im Vorschulal­ter (drei bis sechs Jahre) sind stimmungsl­abil, introverti­ert, mitunter auch aggressiv; können sich nicht richtig freuen. Es kann zu Ess- und Schlafstör­ungen kommen.

Volksschul­kinder haben Schulschwi­erigkeiten, können sich nicht konzentrie­ren, sind weinerlich, zeigen Appetitlos­igkeit, ziehen sich sozial zurück, berichten über Traurigkei­t, haben suizidale Gedanken. Teenager zeigen vermindert­es Selbstvert­rauen, hegen Selbstzwei­fel, haben oft Angst, leiden an Konzentrat­ionsmangel, weisen Leistungss­törungen auf, sind lustlos oder hyperaktiv, apathisch oder aggressiv, ziehen sich sozial zurück und haben suizidale Gedanken.

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