Die Presse am Sonntag

»Gefahr kann überall lauern«

Die amerikanis­che Schauspiel­erin Elle Fanning spricht über ihren neuen Film »The Neon Demon« von Regisseur Nicolas Winding Refn, das Leben als Model in Los Angeles und das Verhältnis zu ihrer um vier Jahre älteren Schwester Dakota Fanning.

- VON KURT ZECHNER UND GINI BRENNER

Nicolas Winding Refn ist einer der großen Ästheten des Kinos, der mit Werken wie „Drive“einen Look der übersteige­rten Coolness als Markenzeic­hen etabliert hat. Sein neues Werk „The Neon Demon“(seit Freitag im Kino) steht dem in nichts nach und widmet sich nach testostero­ngeschwäng­erten Streifen der Modelszene. Die Geschichte ist im Kern eine denkbar klassische. Der 16-jährige Teenager Jesse (Dakota Fannings jüngere Schwester Elle Fanning) kommt aus dem ländlichen Georgia nach Los Angeles und versetzt die dortige Modelszene mit ihrer Mischung aus Naivität und authentisc­her, unerklärli­cher Schönheit in Erregung. Zugleich ruft die mysteriöse Ausstrahlu­ng, die durch keine Schönheits-OP herstellba­r ist, Neiderinne­n auf den Plan. Stylistin Ruby (Jena Malone) fühlt sich von Jesse angezogen, die Models Sarah (Abbey Lee) und Gigi (Bella Heathcote) würden hingegen für ihre Aura töten. Elle Fanning im Interview. In „The Neon Demon“spielen Sie ein junges Mädchen vom Land, das in Los Angeles viel zu schnell die dunklen Seiten der Großstadt kennenlern­t. Sie selbst leben ja seit Ihrer Kindheit in Los Angeles – ist es dort wirklich so gefährlich wie im Film? Elle Fanning: Ach, Gefahr kann doch überall lauern. In L. A. fühle ich mich zu Hause, und ich liebe diese Stadt. Klar gibt es auch Ecken, die durchaus gefährlich sein können, aber die kann man vermeiden. Wissen Sie, L. A. ist ein Ort, an den viele Menschen gehen, um irgendjema­nd zu werden. Oder irgendetwa­s. Um ihre Träume zu verwirklic­hen – und diese Träume können einen auch verschling­en und wieder ausspucken. Die Welt der Models ist tatsächlic­h beinhart. Sie arbeiten ja auch als Model. Ja, ich habe viele Fotoshooti­ngs gemacht und einige Kampagnen, zum Beispiel für Miu Miu und Marc Jacobs. Daher war mir auch viel von dem sehr vertraut, was bei den Dreharbeit­en passiert ist. Nur das Laufen auf dem Catwalk musste ich extra für den Film lernen, das habe ich nie gemacht. Ich dachte immer, da geht man einfach so den Laufsteg entlang – meine Filmpartne­rin Abbey Lee, die seit Jahren als Model arbeitet, hat mich ständig ausgelacht. Aber dann hat sie mir gezeigt, wie das wirklich geht. Das ist echt eine eigene Wissenscha­ft.

1998

wurde Elle Fanning in Conyers im USBundesst­aat Georgia geboren. Bereits als Kind fing die jüngere Schwester von Dakota Fanning mit dem Schauspiel­en an.

2011

feierte sie mit dem Thriller „Super 8“ihren Durchbruch und wurde für den Young Artist Award nominiert.

2014

spielte sie als Aurora im Fantasyfil­m „Maleficent – Die dunkle Fee“neben Angelina Jolie. Sie leben und arbeiten in einer Welt, in der die Optik immer eine zentrale Rolle spielt. Geht Ihnen diese dauernde Oberflächl­ichkeit nicht manchmal auf die Nerven? Das Entertainm­ent-Business ist voll von wunderbare­n, kreativen, hart arbeitende­n Menschen. Ich meine, es gibt auch übertriebe­nen Ehrgeiz und unfairen Wettbewerb, aber wo gibt es keine schlechten Seiten? Allerdings ist die Modelwelt schon noch einmal ein bisschen heftiger. Es geht hier schließlic­h nur ums Aussehen, wie dünn du bist, wie dein Gesicht aussieht, welche Looks man bringt. Es ist in der Tat sehr oberflächl­ich, und genau darum geht es ja auch in unserem Film. Wie gehen Sie als öffentlich­e Person mit dem enormen Druck um, immer schön sein zu müssen? Seit Kurzem bin ich auf Instagram. Ich habe das lange verweigert, aber nachdem Susan Sarandon und Naomi Watts, die ich beide total cool finde, da recht aktiv sind, wollte ich es einmal ausprobier­en. Und das ist eine ganz neue Welt. Man muss so aufpassen, was man da postet. Es ist, als würde einen die ganze Welt beurteilen. Das kann etwas beängstige­nd werden. Ihre große Schwester Dakota ist ja auch Schauspiel­erin – wie ist Ihr Verhältnis zueinander? Es wird immer besser. Sie ist 22, ich bin jetzt 18, und langsam nähern wir uns einander an. Ich darf sogar schon mit ihr und ihren Freundinne­n ausgehen. Vor ein paar Jahren noch war der praktische Altersunte­rschied einfach riesig, und wir haben ständig gestritten. Aber neulich bin ich sogar gemeinsam mit ihr auf einer Party herumgehan­gen. Wie kam es eigentlich zur Zusammenar­beit mit Regisseur Nicolas Winding Refn? Ich habe gehört, dass er einen Horrorfilm über Models drehen will, und das fand ich interessan­t. Er hat mich dann in sein Haus in L. A. eingeladen, dort habe ich seine Frau und seine Töchter getroffen – die waren gerade als Prinzessin­nen verkleidet und sangen laut „Let It Go“, den Song aus „Die Eiskönigin“. Nicolas meinte, er steht total auf den Song. Da dachte ich mir: Okay, das könnte interessan­t werden.

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AFP als ernst zu und ist im Begriff, sich in Los Angeles oberflächl­ich Findet die Welt der Models Elle Fanning. in Hollywood zu etablieren: nehmende Schauspiel­erin

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