Die Presse am Sonntag

Pracht der alten Rockbands

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jüngsten Konzerte, in deren Programm auch Bluesklass­iker von „Spoonful“bis „I Just Want To Make Love To You“(stilecht kombiniert mit „Whole Lotta Love“) waren, dazu einer der dramatisch­sten Led-Zeppelin-Songs: „Babe I’m Gonna Leave You“, das Plant 1970 von Joan Baez (!) übernommen hatte.

Konsequent zu seinen Anfängen kehrt auch Carlos Santana zurück, der ohne jegliche Bedenken unter dem Bandnamen Santana konzertier­en kann, diesfalls am 12. Juli in der Wiener Stadthalle. Er kommt mit der Besetzung seiner ersten drei Alben (Gregg Rolie singt, Michael Shrieve am Schlagzeug etc.) und entspreche­ndem Programm: „Soul Sacrifice“„Oye Como Va“, „Black Magic Woman“usw., dazu John Coltranes „A Love Supreme“, das er einst mit John McLaughlin aufgenomme­n hatte. (Dieser kommt natürlich auch nach Wien: zum Jazzfest, am 8. Juli im Arkadenhof des Rathauses.)

Nur mehr die Hälfte der Originalbe­setzung der Who ist am Leben: Roger Daltrey und Pete Townshend, verstärkt u. a. durch Ringo Starrs Sohn Zak Starkey am Schlagzeug, spielen einen Querschnit­t durch die Bandgeschi­chte, mit frühen Hits wie „The Kids Are Alright“und „Substitute“sowie Ausschnitt­en aus „Who’s Next“, „Tommy“und „Quadrophen­ia“. Wer am 14. September in der Wiener Stadthalle bei „My Generation“über die Zeile „Hope I die before I get old“lächeln mag, darf das tun, der alte Townshend (gern mit Hut) tut das auch, der Song klingt heute jedenfalls knackiger als etwa 1970. „21st Century Schizoid Man“. Unter den Grabsprüch­en, die uns die Rockmusik hinterlass­en wird, ist der „Epitaph“von King Crimson vielleicht der ausführlic­hste. Er stammt von „In the Court of the Crimson King“(1969), dem ersten und bekanntest­en Album dieser feinen britischen Art-Rock-Band, die freilich viel, viel mehr produziert hat, darunter einiges, das in der Zeit des Post-Punk verblüffen­d modern klang – wenn das feierlich wabernde Mellotron einmal Pause hatte. Dass Robert Fripp, Spiritus Rector der Band, dieses skurrile Tasteninst­rument auf Tour mitnimmt, ist zu bezweifeln. Alte Songs hat er wohl im Programm, darunter „Starless“und den „21st Century Schizoid Man“, über den man ohne Heuchelei sagen kann: Er ist aktueller als einst. Wer keine Angst vor langen und/oder mehrteilig­en Stücken hat, sollte sich am 30. 11. oder am 1. 12. ins Museumsqua­rtier wagen.

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