Die Presse am Sonntag

Dieser B-Film will kein B-Film sein

Die CIA verfolgt einen TŻschen©ieã Żls vermeintli­chen Terroriste­n: Der Verschwöru­ngsthrille­r »Bastille Day« hŻt spŻnnen©e Momente. Doch ©ie HŻn©lung wir© von Enthüllung zu Enthüllung Żlãerner.

- VON ANDREY ARNOLD

Die Menge johlt und pfeift, die Blicke sind gebannt: Mitten in Paris paradiert eine nackte Frau kokett eine Freitreppe hinab, als wär’s ein Laufsteg. Doch die Schaulusti­gen sind Opfer eines Ablenkungs­manövers. Der Taschendie­b Michael Mason (Richard Madden, bekannt aus „Game of Thrones“) nutzt die Massenhypn­ose für einen Beutezug, die Dame ist seine Teilzeit-Komplizin.

Schon die Eröffnungs­sequenz des Verschwöru­ngsthrille­rs „Bastille Day“etabliert sein Grundmotiv: Täuschung als Machtinstr­ument. Masons Aktion ist allerdings harmlos im Vergleich zu den Machenscha­ften, in die er verwickelt wird, nachdem er einer jungen Frau die Tasche geklaut hat. Enttäuscht vom Inhalt (Ramsch und Kuscheltie­r) wirft er das Raubgut weg, kurz darauf knallt’s: Der Teddy hatte eine Bombe in sich. Vier Menschen sterben, Mason gerät dank Überwachun­gsbildern unter Terrorverd­acht. Bald ist die CIA hinter ihm her, in Form des Draufgänge­rs Sean Briar (Idris Elba trainiert offenbar schon für seine voraussich­tliche Rolle als James Bond). Als die beiden aufeinande­rtreffen, wird schnell klar, dass der Anschlag selbst eine Finte war – ein Rädchen im Uhrwerk eines Komplotts, das es nun zu vereiteln gilt. Achtung Spoiler! „Bastille Day“ist ein B-Movie, das nicht zu seiner B-Haftigkeit steht. Während die Atmosphäre eher an Buddy-Cop-Filme aus den Neunzigern erinnert, trachtet der überkandid­elte Plot (vergeblich) nach der Dichte und Brisanz von US-ParanoiaKl­assikern a` la „Die drei Tage des Condor“. Im konfusen Vexierspie­l hat jeder verdeckte Motive, alle werden überwacht, niemand ist, was er zu sein vorgibt. Doch die Handlung wird von Enthüllung zu Enthüllung alberner. Die Kernbotsch­aft ist kritisch, aber plump: Die Drahtziehe­r des Attentats sitzen – Achtung Spoiler! – bei der Pariser Polizei und stiften Chaos, um im Schutze des folgenden Aufruhrs krumme Dinger zu drehen. Sie pflanzen Beweise, fälschen Videos und mobilisier­en so politische Energien von Links und Rechts – die Rhetorik beider Lager wird beiläufig parodiert – für einen Volksaufst­and am französisc­hen Nationalfe­iertag (daher der Filmtitel). Die Leichtigke­it, mit der dieser Plan aufgeht, ist frappieren­d: Ein paar aufwiegeln­de Clips mit Anonymous-Maske ins Netz zu stellen, reicht scheinbar für Erregung im leichtgläu­bigen Twitterver­sum. „Sagt den Irren, wo sie hin sollen!“, schnauzt der federführe­nde Gendarm.

„Bastille Day“kontrastie­rt die Einfältigk­eit der (medialen) Öffentlich­keit mit der Durchschla­gskraft des Geheimdien­st-Einzelgäng­ers Briar, der dem konspirati­ven Blendwerk mit Gewalt den Garaus macht. Das untergräbt den politische­n Impetus des Films zwar, die Actionsequ­enzen gehören aber noch zu dessen gelungener­en Aspekten. Der britische Regisseur und Horror-Spezialist James Watkins („Eden Lake“, „The Woman in Black“) inszeniert schwindele­rregende Verfolgung­sjagden über Häuserdäch­er und Schlagabtä­usche auf engem Raum mit Lust an der Sache und Sinn für visuelle Kohärenz. Eine Szene, in der Mason seine trickbetrü­gerischen Talente auspackt, um unbemerkt an ein Zielobjekt zu gelangen, besticht als pfiffiges Montage-Kabinettst­ück.

Trotz dieser Qualitäten, die schlanke 90 Minuten lang durchaus für Kurzweil sorgen, steht die moderat budge-

Der ãritische Horror-SpeziŻlist JŻmes WŻtkins inszeniert wil©e Verfolgung­sjŻg©en.

tierte, deutlich überambiti­onierte Melange aus Reizthemen­kompott und Reißbrett-Spionagesp­aß auf wackligen Beinen. „Bastille Day“will sein wie die Reihe „Bourne“(bezeichnen­d, dass die britischen Hauptdarst­eller allesamt Amerikaner spielen), fällt aber eher in die trashige „Taken“-Kategorie – mit Liam Neeson hätte er vielleicht sogar noch besser funktionie­rt als mit Elba, dessen knallharte­s Gehabe zuweilen etwas angestreng­t wirkt. Auch sein komödianti­sches Geplänkel mit Madden erreicht nie das angestrebt­e „Lethal Weapon“-Niveau. Am überzeugen­dsten spielt noch Charlotte Le Bon als verrannte Aktivistin – doch dass ihre Rolle eher eine Fußnote bleibt, versteht sich bei einem Testostero­nthriller wie „Bastille Day“fast von selbst.

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ConstŻntin TrŻiniert I©ris ElbŻ (links, neben RichŻr© MŻ©©en) schon für seine zukünftige KŻrriere Żls JŻmes Bon©? In „BŻstille DŻy“ist er ein CIA-Agent.

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