Schweden: Nahtlose Sommerbetreuung
Schwedens noch heute sozialistisch geprägter sorgt für eine umfassende Kinderbetreuung. WohlfŻhrtsstŻŻt
„Heute waren wir drei Erwachsene auf acht Kinder. So eine intensive Betreuung ist nur im Sommer möglich, wenn die Gruppen nicht 17 Kinder umfassen“, sagt Julia Rosenberg, die in einem kommunalen Kindergarten in Stockholm arbeitet. Eltern hätten oft unnötig ein schlechtes Gewissen, ihre Kinder in der Urlaubszeit in den Kindergarten zu bringen. „Gerade in dieser Zeit können wir aber besonders gut mit den Kindern arbeiten, weil es ja so wenige sind.“Im Sommer legen mehrere Kindergärten ihren Dienst zusammen. In Rosenbergs Fall sind es acht Kindergärten.
Schwedische Vorschul- und Schulkinder haben das einklagbare Recht auf einen Betreuungsplatz während des ganzen Jahres, auch im Sommer. Das auch heute noch teilweise sozialistisch geprägte Vollzeitbetreuungssystem, mit Ganztagsschulen sowie Kindergärten, die auch an Wochenenden geöffnet haben und manchmal einen 24-StundenService anbieten, soll Eltern entlasten. Neben Kindergärten gibt es auch kommunal entlohnte Tagesmütter, die mehrere Kinder bei sich zu Hause betreuen. Das hat sich im großen und dünn be- siedelten Schweden als nützliche und kostensparende Ergänzung zu Vollzeitkindertagesstätten erwiesen. Auch sie arbeiten bei Bedarf im Sommer. Hinzu kommt, dass die Personalversorgung bei der Kinderbetreuung kostengünstiger ist, weil auch unqualifizierte Kräfte Kinder betreuen können, wenn ein ausgebildeter Erzieher anwesend ist.
Im Sommer gibt es zudem zahlreiche Sommerlager, sogenannte Kinderkolonien, kurz „Kollo“. Die werden von Sportvereinen, Kirchen oder Kommunen organisiert. Historisch steckt dahinter der soziale Grundgedanke, Stadtkindern aus ärmeren Familien einen Urlaub in der Natur zu ermöglichen. Heute nutzen auch viele Familien ohne soziale Probleme diese Einrichtung. Denn auch schwedische Eltern haben kürzere Sommerferien als ihre Kinder.
Zudem gibt es viele Kollos, bei denen die Kinder zu Hause schlafen, etwa die „Badebusse“der Kommunen. Bei jenen für Zehn- bis 17-Jährige müssen die Kinder eine schriftliche Erlaubnis der Eltern dabeihaben, damit sie für den Badeausflug abgeholt und zurückgebracht werden.