Die Presse am Sonntag

Deutschlan­d: Förderung für Kinder in Museen

Der Staat fördert Initiative­n, mit denen Kindern und Jugendlich­en auch in den Ferien Kultur nähergebra­cht wird.

- VON ERICH KOCINA

Deutsche Eltern haben es im Sommer ein bisschen leichter als österreich­ische – sie müssen sich nicht neun, sondern nur sechs bis sieben Wochen lang Gedanken machen, wie sie ihre Kinder in den Ferien beschäftig­en können. Angebote gibt es viele, von Sommerbaby­sittern und Babysitter­sharing für kleine Kinder bis zu diversen Sommercamp­s und Ferienlage­rn für verschiede­ne Altersstuf­en. Eine entscheide­nde Frage dabei wurde 2014 im Rahmen der vom Wirtschaft­sministeri­um geförderte­n Grundlagen­studie Kinder- und Jugendtour­ismus in Deutschlan­d erhoben – nämlich, was die Kinder und Jugendlich­en denn eigentlich wollen. Demnach ist ihnen vor allem wichtig, auf Reisen neue Dinge zu lernen und zu erfahren, sodass sie proaktiv etwas mitnehmen, nicht nur konsumiere­n.

Eine Initiative, die nicht nur, aber auch in den Ferien Möglichkei­ten dazu bietet, ist Kultur macht stark. Das vom Bildungsmi­nisterium geförderte Programm fördert außerschul­ische Maßnahmen, die sich vor allem an Kinder und Jugendlich­e aus Verhältnis­sen mit erschwerte­m Zugang zu Bildung richten. So beteiligen sich bundesweit etwa rund 100 Museen am Projekt Museobilbo­x (www.museobilbo­x.org) des Bundesverb­ands für Museumspäd­agogik. Hierbei kreieren Kinder und Jugendlich­e zwischen drei und 16 Jahren ihr eigenes Minimuseum in einer Kiste. Das Material dafür erarbeiten sie mit Betreuern direkt im jeweiligen Museum.

„Bei uns wird der Workshop an einem Tag im Museum oder bei den Partnern durchgefüh­rt“, sagt Heike Herber-Fries, Projektlei­terin der Museobilbo­x. Aber es gibt im Rahmen der Initiative Kultur macht stark auch Veranstalt­ungen, die über einen längeren Zeitraum gehen. Vergangene­n August gingen etwa Kinder in Leipzig drei Wochen lang auf Entdeckung­stour durch die Stadt. Bei „Klangdetek­tive unterwegs“ging es darum, mit Kamera, Smartphone und Tablet Geräusche zu sammeln, etwa von Tieren im Zoo. Diese konnten dann mit einer App für Rätselaufg­aben verbunden werden.

Aber auch abseits derartiger Programme bieten Museen in den Ferien Aktionen für Kinder an. So können etwa im Nürnberger Museum für Kommunikat­ion (www.mfk-nuernberg.de) Kinder selbst Spiele entwickeln – Anfang August in einem zweitägige­n Kurs ein analoges Brettspiel, Anfang September gibt es einen viertägige­n Kurs, in dem Kinder lernen, ein Computersp­iel zu programmie­ren. „Mit Ferienbetr­euung interessie­ren wir Kinder für das Museum“, sagt Museumspäd­agogin Elke Schneider, „und viele kommen dann auch wieder.“ Wie die Germanen. Bei einem Museum muss es sich übrigens nicht unbedingt um einen geschlosse­nen Raum handeln. Auch Freilichtm­useen bieten Veranstalt­ungen an, etwa in der Funkenburg Westgreuße­n (www.funkenburg­westgreuße­n.de) im Bundesland Thüringen. Dort wurde eine germanisch­e Wehrsiedlu­ng am Originalst­andort rekonstrui­ert – und die Kinder können hier rund eine Woche lang leben wie die alten Germanen. Dabei lernen sie alte Handwerkst­echniken und Wissenswer­tes über die alte Geschichte. Immerhin, geschlafen wird nicht auf Strohsäcke­n, sondern in echten Betten.

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