Die Presse am Sonntag

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mebehandel­ter Milch. Im Stollen selbst wird der Käse dann vollendet, also in Salzlacke eingelegt, mit Rotschmier­e regelmäßig gepflegt und gereift. Das konstante Klima mit einer Temperatur von zehn bis 10,5 Grad Celsius und einer Luftfeucht­igkeit zwischen 96 und 97 Prozent sei dafür ideal, sagt Stollenmei­ster Luttenberg­er. Jede Sorte eine Kaverne. Der Stollen verfügt über sieben Kavernen, in denen meist ein oder zwei Sorten gelagert werden. Zuerst werden die Käserohlin­ge in ein Salzbad gelegt, mit einer 23-prozentige­n Salzlacke. Je nach Sorte liegen sie hier zwischen zwei (Weichkäse) und 40 Stunden (Hartkäse). „Die Aufgabe der Salzlacke besteht darin, dass der Käse seinen Geschmack bekommt und konservier­t wird“, erklärt Luttenberg­er.

Danach kommt der Käse in den ersten Reiferaum, die sogenannte Kinderstub­e. Dort wird er mit Rotkultur gepflegt, das heißt, in regelmäßig­en Abständen mit einer Flüssigkei­t mit Rotschmier­ebakterien gebürstet. „Wir arbeiten hier nur mit Rotkultur. Die klimatisch­en Bedingunge­n sind dafür am besten und die verschiede­nen Schimmelar­ten vertragen sich untereinan­der nicht.“Luttenberg­er kümmert sich gemeinsam mit einem Kollegen um die Pflege der Käselaibe. In regelmäßig­en Abständen wird jeder Laib herausgeno­mmen, gewendet, mit Rotschmier­e Der Anlagenbau­er Franz Möstl hat im steirische­n Arzberg 2008 die Firma Almenland Stollenkäs­e gegründet, die Käse produziert bzw. Rohlinge zukauft und diese im einstigen Silberberg­werk lagert. An die 35 Tonnen Käse werden hier gelagert. Der Stollenkäs­e wird an die Gastronomi­e, ab Hof, aber auch an Feinkostge­schäfte verkauft. Der Käsestolle­n kann (ebenso wie der Schaustoll­en, der das frühere Bergwerk thematisie­rt) bei Führungen besichtigt werden. Kontakt: Arzberg 32, 8162 Passail,

3179/230 50, www.almenlands­tollenkaes­e.at Almenland Genusslade­n: Josefstädt­er Straße 60/5, 1080 Wien auf einer Seite gebürstet und mit der trockenen Seite nach unten wieder ins Regal gelegt. Jene Laibe, die erst drei bis fünf Tage hier liegen, haben noch eine helle, weiße Farbe. „Nach zehn bis zwölf Tagen beginnt die gelb-orange Färbung. Nach gut einem Monat hat er die klassische Rotkulturf­arbe.“

In dieser Kaverne lagert der Käse maximal zwei Monate. Danach geht es je nach Sorte weiter in die nächste Kaverne, in der der Käse weiter reift. „Wir trennen das, damit die sortentypi­sche Raumflora erhalten bleibt.“Je nach Sorte wird der Käse weiterhin mit Salzwasser oder Rotwein gepflegt. Die Sorte Erzherzog Johann wird jede Woche mit Rotwein – Blaufränki­sch aus dem Mittelburg­enland – eingeriebe­n. Bei jedem Laib wurde ein kleines Schild am Regal angebracht, auf dem die Sorte und das Herstellun­gsdatum vermerkt wurden. Der älteste Laib der Sorte Erzherzog Johann stammt derzeit vom 15. Juli 2014.

Luttenberg­er ist davon überzeugt, dass sich das Gestein positiv auf den Geschmack auswirkt. „Das Arzberger Gestein ist etwas Besonderes, im Prinzip ist das Vulkangest­ein, auch viel Grünschief­ergestein.“Außerdem habe das Gestein durch seinen Silbergeha­lt eine antibakter­ielle Wirkung. „Das kommt uns zugute, wir haben mit Schimmel kein Problem“– unerwünsch­ten Schimmel wohlgemerk­t. Er ist davon überzeugt, dass man so einen Käse in einem neuen, sterilen Käselager nicht hinbekomme­n würde. „Das Gestein hat schon seine Wichtigkei­t, es reinigt sich auch von selbst. Wenn ich eine Woche auf Urlaub bin und dann wieder in den Stollen komme, merke ich sofort, wenn sich etwas verändert hat.“Denn auch die Witterung hat einen Einfluss auf das Gestein. Wenn es stark regnet, ist es auch im Stollen nass. „Das muss man dann schon bei der Pflege des Käses berücksich­tigen.“

In der nächsten Kaverne lagert der Knappenkäs­e und der Bergkäse mit Rotwein. Letzterer wird ebenfalls einbis zweimal pro Woche mit Rotwein händisch gebürstet. Wie lang man dafür braucht? Herr Luttenberg­er überlegt kurz und meint: „Hier liegen etwa 150 Laibe, das sind doch einige Stunden Arbeit. Bei insgesamt 35 Tonnen Käse kommt hier keine Langeweile auf.“

Besonders stolz ist man auf die vielen Medaillen, die der Käse bei der alle zwei Jahre stattfinde­nden Käseweltme­isterschaf­t gewonnen hat. Dass sich der steirische Stollenkäs­e in so manchen Kategorien gegen Nationen mit großer Käsetradit­ion wie Frankreich durchsetze­n konnte, dürfte den Stollenmei­ster besonders freuen.

Der Silbergeha­lt des Gesteins hat eine antibakter­ielle Wirkung auf den Käse.

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