Die Wikinger-Mentalität: Härte, Opferbereitschaft
Aus dem Wechselspiel von Wetter und Natur schöpfen die Isländer Ruhe, Kraft und Gelassenheit. Österreichs Handballteamchef Patrekur J´ohannesson beschreibt Charakter und Mentalität des Inselvolks.
Dass auf Regen Sonnenschein folgt, darauf ist Verlass im isländischen Sommer – wenngleich zuweilen Temperaturen von unter zehn Grad herrschen. Es bleibt 20 Stunden hell im hohen Norden, und dabei wechseln sich auf dem Eiland im windgepeitschten Nordatlantik, umspült vom Golfstrom, alle Jahreszeiten ab. Dieser Rhythmus aus lichtdurchflutetem Sommer und dem düsteren Zwielicht des Winters, die Eruption von Geysiren und Vulkanen prägen das Inselvolk. Das Klima und seine widrigen Umstände haben die Widerstandskraft gestärkt, daraus schöpfen die Isländer Kraft, Ruhe und Gelassenheit.
Beiläufig, quasi als naturgegeben, schildert Patrekur Johannesson´ in Interview die Witterungsverhältnisse beim Familienurlaub in Akureyri im Norden der Insel, wo der zehnjährige Sohn an einem Fußballturnier teilnimmt. Fuß- ball – das ist derzeit ja die ganz große Sache in Island, um die sich alles dreht. Mit seiner Wikingermentalität hat das Nationalteam, die Strakamir´ okkar (Unsere Jungs), die Insel und halb Europa in den Bann gezogen. „Das Land steht hinter der Mannschaft, obwohl manche vorher noch nie ein Fußballspiel gesehen haben.“Die blauen Trikots sind ausverkauft, selbst die Moderatorin der TV-Nachrichten hat sich eines übergestreift, und die Charterflüge nach Paris zum heutigen EM-Viertelfinale gegen Frankreich sind völlig ausgebucht.
Dabei hat Island vor allem als Handballnation im Sport Weltgeltung erlangt. Patrekur Johannesson´ selbst hat als Nationalspieler 241-mal das Nationaltrikot getragen, und seit bald fünf Jahren agiert er als Teamchef in Österreich. Dass die Isländer gerade seinen Bruder Gudni, einen Historiker, zum neuen Präsidenten gekürt haben, hängt er nicht an die große Glocke. „Es ist eine Riesensache. Aber es ist ihm einfach passiert. Gudni hat sich als TVExperte einen Namen gemacht. Bis zum Alter von 16 Jahren hat er ja auch Handball gespielt.“Beim Match heute in Paris wird sich der Neo-Präsident unter die Fans mischen. „Unsere Mama hat immer gesagt: Was ihr auch macht, tut es mit 100 Prozent.“ Hinaus in die Welt. Vor 20 Jahren ist Patrekur, damals 24, als Profi nach Deutschland gezogen, ohne die Sprache zu beherrschen. „Ein Kollege gab mir den Tipp, den Trainer beim Frühstück so zu begrüßen: Frohe Weihnachten“, erzählt Johannes-´ son, belustigt von seinen ersten Erfahrungen im Ausland. „Humor ist wichtig.“Und: