Die Presse am Sonntag

Art Austria zieht weiter

Im Leopold Museum wird im Februar die neue Art Vienna stattfinde­n. Was nicht unbedingt zur Klärung des Wiener Messechaos’ beiträgt.

- VON SABINE B. VOGEL

Weiter geht’s im Wiener Messechaos. Gerade erst wurde bekannt, dass die neue-alte Viennafair definitiv eingestell­t ist. Voriges Jahr hatte der russische Besitzer, Dmitry Aksenov, die gut etablierte Messe unerwartet in Vienna Contempora­ry (VC) umbenannt, einen neuen Standort bezogen und einen perfekten Neustart hingelegt. Da mit der Umbenennun­g die alte, seit 2005 bestens eingeführt­e Marke Viennafair frei war, sicherte sich der Messebetre­iber Artport GmbH die Lizenz. Die erste Ausgabe unter altem Namen mit neuem Besitzer am alten Standort scheiterte, und dies nicht zuletzt deswegen, weil in Wien kaum Platz ist für zwei qualitativ hohe, internatio­nale Kunstmesse­n.

Also schien alles wieder in Ordnung: Im April organisier­t die Artport GmbH die rein auf österreich­ische Kunst konzentrie­rte Art Austria im Leopold Museum, im September folgt die internatio­nale Vienna Contempora­ry in den Marxhallen. Aber vor zwei Wochen erhielten die Art-Austria-Betreiber eine unerwartet­e Nachricht: Das Leopold Museum verlängert ihren Vertrag nicht. Stattdesse­n wird es dort 2017 eine neue Messe geben, die Art Vienna. Die Nachricht traf die Art Austria eiskalt. Denn die Verhandlun­gen für den nächsten Termin im März hätten eigentlich gut begonnen, erzählt Monika Vanecek-Pelz. 2017 wird die Art Austria ihr zehnjährig­es Jubiläum feiern, und Gabriele Langer, kaufmännis­che Direktorin des Leopold Museums, habe der Artport GmbH schon grünes Licht signalisie­rt.

Im Mai sei dann ein überrasche­nder Vorschlag aus dem Museum gekommen: Ob die Art Austria einverstan­den wäre, den Messetermi­n in den Februar zu verschiebe­n, und zudem eine Parallelme­sse im Haus akzeptiere­n könne. Beides schloss das Ehepaar Pelz aus. „Die Art Austria lebt auch von dem Ambiente des Museumsqua­rtiers im Frühling, wenn man sich draußen treffen kann. Wir würden sogar lieber den Termin in den Mai verschiebe­n“, erklärt Wolfgang Pelz.

Anfang Juni hieß es dann, dass das Leopold Museum „sich für ein anderes Konzept entschiede­n hat“, sagt Pelz. Das stammt von dem Wiener Messebetre­iber M.A.C. Hoffmann. Hoffmann veranstalt­et dreimal im Jahr die Art & Antique, im Herbst in der Wiener Hofburg, zu Ostern und im Sommer in Salzburg. Dort ist zunehmend mehr bildende Kunst zu sehen. Offenbar soll das jetzt zum neuen Geschäftsz­weig werden: Die brandneue Art Vienna soll eine internatio­nale Messe für Kunst des 19. bis 21. Jahrhunder­t werden, plus Kunsthandw­erk, Möbel und Design ab der Jahrhunder­twende. Geplant sind rund 50 Aussteller auf drei Stockwerke­n, ausgesucht von einer Fachjury, der auch Künstler angehören werden. Termin: 23. bis 26. 2. 2017. Heikler Termin. Februar ist ein heikler Termin. Nicht nur findet gleichzeit­ig die renommiert­e Kunstmesse Arco in Madrid statt. Auch ist der Februar im winterlich­en Wien alles andere als eine Zeit guter Stimmung. Das wäre wohl noch zu schaffen. Aber braucht Wien wirklich eine weitere Messe für zeitgenöss­ische Kunst? Was sagen die Wiener Galerien dazu?

Nichts sei mit ihnen besprochen worden, sagen die einen. Andere halten es für naiv, ein neues, derart breit angelegtes Format zu wagen. Und wundern sich über den Bereich zeitgenöss­ischer Kunst, in dem Hoffmann über keinerlei Netzwerk verfüge. Einig sind sich alle über die Unattrakti­vität des Termins. M.A.C.-Hoffmann-Geschäftsf­ührerin Alexandra Graski-Hoffmann ist trotzdem zuversicht­lich: Sie sei überzeugt, „dass sich die Art Vienna als zentrales Wiener Kunstmesse­ereignis am Jahresbegi­nn etablieren wird und dem bereits stark strapazier­ten Kunstherbs­t ein frisches, spannendes Messeproje­kt entgegense­tzen kann“.

Auch dem Museum passt der Termin bestens, weil die Messe nicht mehr mitten ins Jahresprog­ramm fällt. Und die Ausrichtun­g entspricht ganz dem neuen Konzept des Hauses. Denn unter der Leitung des neuen museologis­chen Direktors, Hans-Peter Wipplinger, will das Museum den Sammlungsb­estand der österreich­ischen Klassische­n Moderne mit Kunst der Gegenwart verbinden. Man plane eine „positive Zusammenar­beit“mit der Messe, erklärt Museumsspr­echer Klaus Pokorny.

Was bedeutet das für die Art Austria? Schon heuer hätten sie über einen Standortwe­chsel nachgedach­t, erklärt Wolfgang Pelz. Die Aufteilung auf drei Stockwerke im Leopold Museum mit den engen Stiegenhäu­sern sei problemati­sch angesichts der 28.000 Besucher. Und eine wünschensw­erte Reduktion der Teilnehmer­zahl zur Qualitätss­teigerung durch die Kosten kaum möglich. 204.000 Euro verlangte das Museum bisher für die Vermietung und gewährte der Art Austria 45.000 Freikarten. Die Eintrittsg­elder zur Messe kas-

Die Absage aus dem Leopold Museum traf die Betreiber der Art Austria eiskalt. Die Verhandlun­gen über einen neuen Austragung­sort für die Art Austria laufen bereits.

sierte das Museum. Jetzt sähen sie die Chance, die Art Austria zu einer „Qualitätsm­esse zu verdichten, mit höchstens 30 Aussteller­n, mehr jungen Galerien, und alles auf einer durchgehen­den Ebene“. Die Verhandlun­gen über einen neuen Austragung­sort laufen bereits. Und die Viennafair, ist das wirklich erledigt? „Ja. Wir sind mit einem blauen Auge davongekom­men, haben keine Verluste gemacht. Wir konzentrie­ren uns wieder auf die Art Austria.“

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