Die Presse am Sonntag

Mit und ohne Kinder

- DUÖ

Drüben in London sind die Töne äußert rau dieser Tage. Seit der Brexit-Entscheidu­ng befindet sich Großbritan­nien in einem seltsamen Zustand der Orientieru­ngslosigke­it. Und eingebette­t in diese Atmosphäre suchen die Tories gerade den Nachfolger von David Cameron. Zwei Frauen haben das bisherige Rennen für sich entscheide­n können: Andrea Leadsom und Theresa May. Erstere hat drei Kinder, Zweitere (ungewollt) keine. Offenbar ist das eine wichtige Info. Denn in einem Interview mit den „Times“sagte Leadsom in Richtung May: „Ich bin sicher, sie ist sehr traurig, dass sie keine Kinder hat.“Das dürfe zwar nicht wahlentsch­eidend sein, aber als Mutter habe sie einen „wahren Anteil an der Zukunft dieses Landes“. Nach massiver Kritik ruderte Leadsom zurück, aber der bittere Nachgeschm­ack bleibt. Wenn so etwas nicht wahlentsch­eidend sein dürfe, warum dann überhaupt Mays Kinderlosi­gkeit ansprechen?

Gut, während Wahlkampfz­eiten darf man nicht auf vernünftig­e Aussagen hoffen. Aber Leadsom hätte doch nur nach Berlin schauen müssen. Angela Merkel hat über zehn Jahre lang das Land gestärkt. Und sie hat keine Kinder.

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