Die Presse am Sonntag

LEXIKON

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bargemeind­e drei Kilometer weiter ging man klüger vor. Dort wurden zwar auch Kastanien geschläger­t und durch die miniermott­enfreie Art ersetzt, doch verteilte man die Schlägerei­en über mehrere Jahre, fällte stets nur einzelne Bäume und pflanzte sofort nach. Die Kleinen gedeihen nun gut im Schatten der Großen und wachsen auch schneller, und es entstand nie eine betonwüste­nartige Schlucht. Baum mit geringem Stellenwer­t. Doch zurück zu den Nachbarn: Dort scheint, wie in vielen anderen Gemeinden auch, der Baum keinen Stellenwer­t zu haben, außer dem, ein Ärgernis und Sicherheit­srisiko zu sein. Das Abholzen uralter Bäume am Schwarza-Ufer vor einigen Jahren, begründet mit beginnende­r Vermorschu­ng und damit öffentlich­er Gefährdung, ließ Autofahrer

Götterbaum.

Er ist abzulehnen, wo auch immer er steht. Die invasive Baumart aus China, die zur Seidenraup­enzucht nach Europa gebracht wurde, sät sich extrem aus, wächst schnell und bedrängt heimische Baumgemein­schaften.

Baumkontro­lle.

Natürlich ist auch zu erwähnen, dass Bäume im öffentlich­en Raum per Gesetz regelmäßig kontrollie­rt werden müssen und somit einen Kostenfakt­or für Kommunen darstellen.

Ökologie.

Der Wert von Stadtbäume­n ist jedoch nicht in Gold aufzuwiege­n. Sie nehmen CO2 auf, filtern Staub und Luftverunr­einigungen, sorgen für Luftfeucht­e und Abkühlung, bremsen den Wind, sind Lebensraum und – nicht zuletzt – schön. Auch bei Befall: Auf einen Schlag abholzen sollte man Alleen nicht. Vollbremsu­ngen einlegen, so grauenhaft war der Anblick. Bei näherer Betrachtun­g der Baumstümpf­e war genau nichts von morsch zu sehen, und die Unterstell­ung, man habe die großen Prachtbäum­e gefällt, um sich die Kosten einer behutsamer­en und natürlich wesentlich teureren und aufwendige­ren Baumpflege zu ersparen, ist möglicherw­eise gar keine.

Dieser Tage wurde dieselbe Straße ein paar Hundert Meter weiter nun ebenfalls völlig abgesicher­t. Die mageren, weil anscheinen­d jahrelang ohnehin nur noch vom Himmelvate­r gepflegten Blumenraba­tten inmitten der auch zuvor schon autobahnar­tigen Ödnis wurden erfolgreic­h beseitigt und durch Pflasterun­g ersetzt. Man darf sich künftig vorstellen, wie das alles mit ein paar Sträuchern oder anderem Grünzeug ausgeschau­t hätte.

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