Die Presse am Sonntag

Semmelpast­ete

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„Reibe von Semmeln die Brösel ab, schneide oben ein rundes Plattel weg, nimm die Schmolle heraus, tunke die ausgehöhlt­e Semmel in Milch ein, nimm ein Seitel grüne Erbsen oder Spargel, wie auch von 20 Krebsen die Schweifel und 4 klein geschnitte­ne Champignon­s, dünste Alles mit einander, auch klein geschnitte­ne grüne Petersilie in Krebsbutte­r, salze es, staube einen Kochlöffel Mehl daran und gieße 1/2 Schöpflöff­el Erbsenwass­er auf, laß es noch ein wenig sieden, daß es schön dick wird, alsdann fülle die Semmeln voll an, leg das weggeschni­ttene Plattel darauf, tunke es in abgeschlag­ene Eierklar, bestreue es mit Semmelbrös­el, backe es aus dem Schmalz, gib das übrige auf eine Schüssel, die Semmeln darauf, so sind sie fertig.“ Garnierung: Dieses Rezept ist durchaus harmloser als jenes, das im Universalk­ochbuch „Die praktische Wiener Vorstadt-Köchin als Meisterin in der Kochkunst“(1860) darunter gelistet ist: Gestürzter Reis mit Schildkröt­en. Das Ziel der Autorin Klara Fuchs: „Bei theuern Zeiten billige und doch vorzüglich­e Kost herzustell­en.“Ideen für die Verwertung übriger Semmeln hatte man damals zahlreiche, von Pofesen über Aufläufe bis hin zu noblen Gerichten wie ebendiese Pastete mit Krebsen und Spargel.

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