Die Presse am Sonntag

Let’s Make Money

EMPFEHLUNG­EN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Die Experten von Goldman Sachs beschreibe­n es nobel: Investoren scheinen sich derzeit zwar in trügerisch­er Sicherheit zu wiegen, schrieb der US-Aktienstra­tege der Bank, David Kostin, in der vorigen Woche. Aber ein weit fortgeschr­ittener ökonomisch­er Zyklus mit hohen Bewertunge­n werde im Verein mit politische­r Unsicherhe­it für „potenziell­e Marktschwä­che“im zweiten Halbjahr sorgen. Kurz und gut: US-Aktien seien nach den Goldman-Modellen um gut 13 Prozent überbewert­et, ein Kursrutsch um fünf bis zehn Prozent sei in den US-Indizes für die nächsten drei Monate zu erwarten.

Nach unten zeigen die übergeordn­eten Indikatore­n auch auf den europäisch­en Märkten. An diesem fundamenta­len Bild ändern auch starke Gegenbeweg­ungen nach oben wie am vergangene­n Freitag wenig. Zumal diese ja nur vorangegan­gene Abschwünge kompensier­en. Sowohl DAX als auch ATX waren zum Wochenende ja lediglich ungefähr dort, wo sie schon eine Woche vorher waren.

Für Europa fürchten Analysten in den nächsten drei Monaten noch stärkere Einbrüche als in den USA. Der für österreich­ische Anleger nicht unwichtige deutsche Leitindex DAX etwa, der zuletzt etwas über 9600 Punkte stand, könnte durchaus die Gegend von 8000 sehen, bevor es wieder aufwärtsge­ht, hieß es in der vorigen Woche. Der übergeordn­ete Trend zeige jedenfalls ganz eindeutig nach unten, ein Ausbruch in die Gegenricht­ung sei extrem unwahrsche­inlich.

Wir haben es im aktuellen wirtschaft­lichen und politische­n Umfeld also wenig überrasche­nd mit einem stark schwankend­en Markt zu tun, dessen Tendenz kurzfristi­g nach unten zeigt. Das ist ein nettes Spielfeld für kurzfristi­g orientiert­e Trader, aber ein zu vermeidend­es Minenfeld für Langfrista­nleger. Sie können mit Neuengagem­ents durchaus zuwarten, bis sich die Nebel gelichtet und die Märkte ihren Boden gefunden haben.

Das gilt natürlich nur für den breiten Markt, mit durch spezielle Ereignisse getriebene­n Einzeltite­ln lässt sich trotzdem Geld machen.

Eines der kurstreibe­nden Ereignisse der vergangene­n Woche war die Ankündigun­g des europäisch­en Nahrungsmi­ttelriesen Danone, den USBionahru­ngsmittelh­ersteller White Wave um 12,5 Mrd. Dollar zu kaufen. Wer White Wave im Depot hatte, war glücklich über einen fast 20-prozentige­n Kurssprung am Tag der Ankündigun­g. Damit ist die Sache White Wave abgehakt, denn der Kurs liegt jetzt, wenig überrasche­nd, in der Gegend des von Danone angebotene­n Preises. Interessan­t wird aber Danone (ISIN Virtual-RealityAus­rüstung von Samsung: Der Kurs des Elektronik­konzerns steigt ganz real. FR00001206­44) selbst: Die Franzosen erschließe­n sich, wenn der Einstieg klappt, den riesigen amerikanis­chen Markt für Bioerzeugn­isse. Das wird der Unternehme­nsentwickl­ung wohl nicht schaden. Danone hatte schon vor der Ankündigun­g des Deals Kursziele in der Gegend von 76 bei einem aktuellen Kurs von rund 65. Das Potenzial war also schon vorher nicht schlecht und hat sich jetzt deutlich verbessert.

Stark auf dem Weg nach oben ist derzeit der koreanisch­e Apple-Konkurrent Samsung (ISIN US79605020­18). Dessen neues Handyflagg­schiff Galaxy S7 hat dem Konzern einen Schub verpasst, in der abgelaufen­en Woche hat Samsung noch dazu eine kräftige Gewinnstei­gerung angekündig­t. Die Aktie des südkoreani­schen Elektronik­riesen ist in den vergangene­n Monaten nicht spektakulä­r, aber stetig nach oben gezogen. Da kann man wohl nicht viel falsch machen.

Eine wilde Spekulatio­n ist dagegen eine in der Vorwoche abgegebene Kaufempfeh­lung von Goldman Sachs für die italienisc­he Bank Austria Mutter UniCredit (ISIN IT00047814­12). Die Aktie ist in den vergangene­n zwölf Monaten um fast 70 Prozent gefallen, bildet derzeit aber gerade einen Boden aus. Die US-Analysten sind der Meinung, dass die italienisc­he Bankenkris­e den Kurs viel zu tief gedrückt hat, und sie erwarten eine Gegenbeweg­ung bis zu 3,5 Euro. Das wäre eine satte Verdoppelu­ng des aktuellen Kurses.

Wer diese Spekulatio­n wagen will, sollte allerdings bedenken, dass die italienisc­hen Banken derzeit um Staatshilf­e anstehen (übrigens, wenn sie es bekommen, ein klarer Bruch der gerade erst vereinbart­en europäisch­en Bail-in-Regeln) und deshalb keine sichere Bank sind. Ein Goldman-Tipp für risikoaffi­ne Hasardeure also. Vorsichtig­e sollten sich vielleicht doch lieber an die Regel halten, derzeit die Finger von Bankaktien zu lassen.

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