»Cruyff ist ein Vorbild für uns alle«
Salzburg-Trainer Oscar Garc´ıa spricht vor dem Saisonauftakt über seine Ambitionen als Coach, prägende Jahre beim FC Barcelona und den neunten Anlauf von Red Bull in der Champions League. »Wir können Geschichte schreiben.«
Die Fußball-EM geht heute mit dem Finale zu Ende. Was wird Ihnen von dieser Endrunde in Erinnerung bleiben? Oscar Garc´ıa: Dass kleine Mannschaften wie Island und Wales Großes geleistet haben und fast bis zum Ende durchmarschiert sind. Das Halbfinale zwischen Frankreich und Deutschland war für mich bereits das vorweggenommene Finale. Das waren die beiden besten Mannschaften unter den letzten vier. Bereits am Dienstag bestreitet Ihre Mannschaft das erste Pflichtspiel dieser Saison, Gegner in der zweiten Champions-LeagueQualifikationsrunde ist FK Liepaja. Ihr Eindruck vom lettischen Meister? Das ist eine gute Mannschaft, die sich bereits mitten im Meisterschaftsrhythmus befindet. Sie werden physisch also in einer besseren Verfassung sein als wir. Aber nichtsdestotrotz: Wir werden vorbereitet sein, um sie zu schlagen. Sie kennen die Geschichte von Red Bull Salzburg: Bei acht Anläufen ist man ebenso oft gescheitert. Wo setzen Sie an, wie bereiten Sie Ihre Spieler mental auf diese Aufgabe vor? Ich werde meinen Spielern sagen, dass sie keinerlei Druck haben. Der Klub hat das Erreichen der ChampionsLeague-Gruppenphase nicht als erklärtes Ziel ausgegeben. Das Einzige, was wir also tun können, ist Geschichte zu schreiben. Das ist der richtige Weg, die richtige Mentalität. Diese Qualifikation ist eine tolle Herausforderung für die Spieler, für mich, für den ganzen Verein. Wir müssen alles geben, um diese fantastische Chance zu nutzen. Ich habe als Spieler in der Champions League gespielt, jetzt möchte ich dasselbe als Trainer schaffen. Im Sommer wird traditionell umgebaut, fünf Spieler sind gekommen. Ist Ihre Mannschaft stärker als vorige Saison? Ich hoffe es, aber wir werden es erst auf dem Platz herausfinden. Der Klub hat neue, qualitativ gute Spieler verpflichtet, doch auch jene, die schon vorige Saison hier waren, sollten besser geworden sein. Es gibt jetzt mehr Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft. Für einen Trainer ist das gut, weil er öfter rotieren und verschiedene Systeme spielen lassen kann. Der Verlust von Naby Keita wiegt dennoch schwer. Einen Spieler wie ihn zu finden ist schwierig. Es muss unser Anspruch sein, ihn im Kollektiv bestmöglich zu ersetzen, damit in Zukunft niemand mehr an Naby Keita denkt. Ich möchte aber nur nach vorn schauen, nicht zurück. Aber Kapitän Jonatan Soriano wird der Mannschaft erhalten bleiben, oder? Ich denke schon, aber am Ende des Tages ist es immer die Entscheidung des Spielers. Jonny ist so wichtig für uns, er unterscheidet sich von den anderen Spielern. Gegen Saisonende gab es auch Abwanderungsgerüchte um Ihre Person. Hatten Sie Kontakt zu anderen Vereinen? Ich persönlich nicht, aber mein Agent hatte einige Angebote für mich auf dem Tisch liegen – aus England und anderen Ländern. Ich habe aber noch ein Jahr Vertrag in Salzburg, möchte diesen auch erfüllen. Mein Fokus liegt voll auf Salzburg. Über Neuzugang Munas Dabbur hört man viel Gutes. Kann er der nächste Topspieler der Bundesliga werden? Ich hoffe, alle meine Spieler können Stars in dieser Liga werden. Munas bringt große Qualitäten mit, er kann auf verschiedenen Positionen spielen. Diese Variabilität hat er schon in der Schweiz bei Grasshopper Zürich oder auch beim israelischen Nationalteam bewiesen. Er wird uns sicher besser machen. Wen erwarten Sie als ersten Herausforderer um die Meisterschaft? Rapid ist immer ein schwerer Gegner. Sie haben ein neues Stadion, tolle Fans – das ist ein großer Klub. Die Austria, vielleicht auch Sturm Graz und Admira werden vorn mitspielen. Den Meistertitel erneut zu verteidigen wird eine schwierige Aufgabe. Welche Ziele verfolgen Sie als Trainer? Speziell als Spanier ist ein Job in der Primera Division für Sie doch sicher reizvoll, oder? Nein, nicht wirklich. Ich hatte diese Möglichkeit im Vorjahr, habe aber abgelehnt. Konkrete Träume gibt es keine, sehen Sie sich meine bisherige Karriere an. Ich war in Israel, England, jetzt bin ich in Österreich, verlasse mich auf mein Gefühl. Mein Ziel ist es
Oscar Garc´ıa
wurde am 26. April 1973 in Sabadell, Spanien, geboren. Als Aktiver spielte der offensive Mittelfeldspieler bei FC Barcelona, Albacete Balompie, FC Valencia, Espanyol Barcelona und UE Lleida.
Trainerkarriere
Seine begann Garc´ıa in der A-Jugend Barcelonas, später heuerte er bei Maccabi Tel Aviv (Meister 2013), Brighton & Hove Albion und FC Watford an. Ende 2015 übernahm Garc´ıa das Traineramt bei Salzburg und verteidigte sogleich das Double. einfach, jeden Tag ein besserer Trainer zu werden. Ich bin selbst gespannt, was ich noch erreichen kann. Sie können auf eine erfolgreiche Karriere als Spieler zurückblicken, standen sieben Jahre beim FC Barcelona unter Vertrag. Wer hat Sie am meisten inspiriert? Johan Cruyff, ohne jeden Zweifel. Er war mein bester Trainer und für alle Spieler in Barcelona eine Legende. Heute sind viele seiner damaligen Spieler so wie ich Trainer. Cruyff ist ein Vorbild für uns alle. Und wer ist der beste Spieler, mit dem Sie je den Platz geteilt haben? Ich hatte die Möglichkeit, mit so vielen fantastischen Spielern zu spielen, diese Frage ist also schwierig zu beantworten. Vielleicht war Romario der Beste, im Strafraum war es Ronaldo. Auf dem Flügel spielte Rivaldo großartig. Auch Luis Figo und Pep Guardiola waren auf ihre Weise besonders. Mit ihnen stehe ich heute noch in Kontakt.