Die Presse am Sonntag

EM keine Familienpa­rty,

Für die europäisch­e Fußballuni­on ist eine Kinder werden künftig auf dem Rasen nicht mehr geduldet. Es sind jene Bilder, die wir vermissen werden. Ein scheinheil­iger Akt der Uefa.

- VON WOLFGANG WIEDERSTEI­N

Kinder wollten ihre Väter umarmen, ein klein wenig auf dem Rasen herumtolle­n, das alles soll künftig der Vergangenh­eit angehören. Aus Sicherheit­sgründen, wie die Uefa meint. Wobei die Argumente der europäisch­en Fußballuni­on doch recht scheinheil­ig klingen. Konsequent, so viel steht jetzt schon fest, wird die Uefa nicht sein. Denn es wird auch noch künftig Kinder auf dem Rasen geben. Ein Sponsor wird das ermögliche­n, Kinder gelten als willkommen­e Begleiter, wenn Spieler ins Stadion einmarschi­eren.

Die Unschuld, die hat der Fußball schon lang verloren, er wird bestimmt und dominiert vom Geld, das bekanntlic­h nicht stinkt. Das ist bei der Uefa nicht anders. Kinder werden künftig ausgesperr­t, Werbebande­n von Bierproduz­enten oder anderen Alkohlmark­en stören hingegen niemanden.

Die Uefa spielt den Hüter des europäisch­en Fußballs, die Europameis­terschaft 2016 hat den Fußball in seiner Entwicklun­g aber keinen Millimeter weitergebr­acht. Die Uefa sollte sich Sorgen um den Fußball der Nationalma­nnschaften machen.

Die Vereine haben die Nationalte­ams überrundet, wenn es darum geht, neue Spielideen zu entwickeln. An die Champions League ist diese Europameis­terschaft bei Weitem nicht herangekom­men. Auch der Modus erscheint nicht sehr glücklich gewählt zu sein. Der Fußball ist fest in taktischen Händen, er wird bestimmt von Pres- sing, Gegenpress­ing, Ballverlus­t und Ballgewinn. Das verstehen auch die tapfer laufenden kleineren Nationen. Nur Österreich ist da unrühmlich aus der Rolle gefallen. Die EM-Misere ist noch lang nicht aufgearbei­tet, Teamchef Marcel Koller hat seinen wohlverdie­nten Urlaub angetreten, auf den Schweizer wartet bis zum Beginn der WM-Qualifikat­ion jedenfalls viel Arbeit, bis jetzt schweigt er eisern zu den Meldungen, was da im österreich­ischen EM-Camp alles schiefgela­ufen und passiert ist.

Von den Spielern wurde das Teamquarti­er lang als Wohlfühloa­se bezeichnet, Familienpa­rty war die EM ohnedies keine.

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