Maschinenraum
VOLLE KRAFT VORAUS DURCH DIE TECHNIKWELT
Der Witz ist ja: Was der Staat von seinen Bürgern verlangt, schafft er selbst nicht umzusetzen. Seit 41 Jahren (!) blockieren die Länder und Gemeinden Österreichs jeglichen Fortschritt in Sachen einheitlicher und transparenter Rechnungslegung, die eine essenzielle Voraussetzung für eine vernünftige Finanzgebarung wäre. „Eine föderale Bösartigkeit der Sonderklasse“nennt es der „Presse“-Journalist Josef Urschitz – was eher noch untertrieben ist, wenn man bedenkt, dass z. B. der in Niederösterreich dafür jahrelang zuständige, nunmehrige Innenminister S. gerade Scharfmacher gegenüber Mindestsicherungsbeziehern spielt. Politisches Kleingeld macht auch Mist, aber die großen Beträge sind anderswo zu holen.
Das denken sich freilich auch Tausende Geschäftsleute, denen man die Registrierkas- senpflicht aufs Auge gedrückt hat. Seit 1. Juli gibt es keine Ausreden und keine Schonfrist mehr. Dass das Parlament in letzter Sekunde Ausnahmen für gemeinnützige Vereine und Körperschaften (und, wenig wundersam, auch Vorfeldorganisationen von Parteien) geschaffen hat, ist für jene, die sich täglich mit dem Zettelwerk herumschlagen müssen, eher kein Trost. Das Thema wird uns noch Monate und Jahre emotional beschäftigen – mittlerweile wird die Registrierkassa und ihr überdimensionaler Symbolwert ja sogar von Popgruppen besungen und von Kabarettisten analysiert.
Aber ist so ein Ding automatisch des Teufels? Ich sage: Nein. Und gelte allgemein nicht als Freund überbordender Bürokratie. Doch ein funktionierendes Computerkassensystem, eventuell in direkter Verbindung mit einem Warenwirtschaftsprogramm, kann einem auch Arbeit abnehmen: jene der peniblen Verwaltung der Ein- und Ausgänge, der Lagerhaltung und der internen Abrechnung. Selbst ganz simple, billige Softwarelösungen liefern hochinteressante Statistiken und Auswertungsmöglichkeiten. Meine Behauptung: Nicht wenige, die anfänglich über die Kosten und Komplexität einer Registrierkassa herumgemosert haben, haben inzwischen auch ihre Vorzüge erkannt. Und sind heimlich heilfroh, ihren Angestellten auf die Finger schauen zu können und aussagekräftige Zahlen geliefert zu bekommen. Wenn es der Finanzminister nun noch schafft, das vorbildhaft seinen Kollegen in den Ländern und Gemeinden zu verklickern, spende ich beim nächsten Feuerwehrfest glatt ein paar Cent für die Parteikassa.