Kunstwerte
WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN
Tinder der Kunst. Eine App namens Wydr bringt nach dem Prinzip der Dating-App Kunst und Käufer zusammen. Die Galerie wird ausgeschaltet, die Crowd zum Kurator.
Die digitale Welt hält immer mehr Einzug in die Kunstwelt. Nach der Gratis-App Magnus, die nach dem Prinzip von Shazam funktioniert und für Transparenz bei Kunstpreisen sorgen will, folgt jetzt mit Wydr das Tinder der Kunstszene. Das Zürcher Startup, das im Jänner gelauncht wurde, will den Zugang zur Kunst vereinfachen. Wie bei der Dating-App Tinder, bei der paarungswillige Singles zusammengebracht werden, stellt Wydr Kunstwerke bereit. Nutzer können durch eine Auswahl von Bildern wischen und diese mit einem Herz oder einem Kreuz bewerten. Was gefällt, kommt in die persönliche Galerie und kann mit wenigen Klicks gekauft werden. Community Rating. Künstler, die über die Plattform verkaufen wollen, müssen sich registrieren und können ihre Werke dann direkt hochladen. Dadurch wird vor allem jungen Künstlern ein unkomplizierter Zugang zum Markt geöffnet. Die Auslese erfolgt durch die Crowd. Denn die App versieht die Arbeiten mit einem Community Rating. Je nach Popularität stehen zwischen einem und fünf Herzen neben dem Bild. Rund 400 registrierte Künstler hat die App bereits, die auf Facebook und Instagram um weitere Neuzugänge wirbt. Das Geschäftsmodell funktioniert genauso wie bei den Galerien und Auktionshäusern: Beim Verkauf von Originalen schneidet Wydr mit 30 Prozent mit.
Die Preise für die Kunstwerke beginnen ab 50 Euro, es sind aber auch sechsstellige Beträge darunter. Die Verkaufsplattform wird vor allem von bisher unbekannten Künstlern genützt. Aber vereinzelt findet man auch bekannte Namen, wie etwa den in der Schweiz lebenden Südafrikaner Conor McCreedy. Aktuell bietet er seine Arbeit „Gstaad – At Your Service“für 13.200 Euro an. Seine teuerste auf der Seite angebotene Arbeit lag bei 781.000 Euro.
Kunst zu sammeln ist heute wahnsinnig chic, auch für immer mehr junge Leute. Mit dieser App soll vor allem die Generation X und Y angesprochen werden, die gern selbst entscheidet, was sie „liken“oder „disliken“. „Wydr verändert die Interaktion mit Kunst. Es gibt keinen Kurator, alle Arbeiten werden von der Community kuratiert. Künstler bekommen so Feedback, was den Usern gefällt, und die User wiederum sehen, welche Arbeiten den größten Zuspruch finden“, sagt Gründer Matthias Dörner in einem Gespräch mit „Art News“. Er wolle den Kunstmarkt demokratisieren. Echte Konkurrenz für Galerien wird Wydr zumindest vorerst nicht sein, denn Expertise und Garantien für Originale gibt es auf der Plattform nicht. Aber Wydr bietet jungen Künstlern eine riesige Chance.