Aus dem Mostviertel
tiviert er in Folientunnel. Die Früchte verkauft er frisch oder verarbeitet sie zu Chilisaucen. 300.000 Gläser Chilisaucen produziert er pro Jahr und vertreibt sie unter der Marke Fireland Foods. Mittlerweile sind auch scharfe Rohwürste, Chilischokoladen und ein Energy Drink dazugekommen.
Derzeit wird gerade eine Chilierlebniswelt in St. Pölten gebaut, inklusive Produktion und einer Grillschule. Im Herbst soll der neue Standort eröffnen, dann soll sich auch die Vielfalt auf rund 600 Sorten erweitern.
Einen Teil der Chilipflanzen, die Fohringer in Töpfen kultiviert (weshalb er keine Bio-Zertifizierung bekommt), verkauft er „bis nach Dänemark“. „Mir ist wichtig, dass wir die Pflanzen selbst ziehen und nicht Jungpflanzen zukaufen,“sagt Fohringer. Beerntet werden die Pflanzen von Mai bis Weihnachten. „Es gibt bei Chilis zwei wichtige Zeiten. Das eine ist die Erdbeerzeit, da beginnt im Gewächshaus die Ernte. In der Kukuruzzeit ernten wir die Freilandpflanzen.“Einen Teil der Pflanzen kultiviert er nämlich außerhalb des Gewächshauses. „Damit die Leute den Kontrast sehen.“Und auch, weil seine um ein Vielfaches übersteigen. Die Sauce mit dem langen Namen „Mad Dog 357 No. 9 Plutonium“ist mit einem Schärfegrad von neun Millionen Scoville die wohl derzeit schärfste Chilisauce der Welt. Übertroffen wurde das nur von „Blair’s 16 Million Reserve“, das auf 16 Millionen Scoville kommt. Wobei es sich dabei nicht mehr um eine Sauce oder ein Gewürz handelt, sondern um reine Capsaicin-Kristalle. Das Produkt, das unter Chilifans und -sammlern beliebt ist, wird seit 2014 nicht mehr hergestellt. Wobei es natürlich in der Medizin sehr wohl auch reines Capsaicin zu wesentlich günstigeren Preisen gibt. Immerhin werden Chilis nicht nur kulinarisch oder für diverse Wettbewerbe und Mutproben unter Chilifans verwendet, sondern auch in der Medizin, etwa in Wärmepflastern.
Denn gesundheitlich sind derart scharfe Chilis durchaus bedenklich. Immerhin hat schon Herr Scoville einen Schärfegrad von über 200.000 Einheiten als unmenschlich bezeichnet. Sollte man wirklich einmal zu viel erwischt haben, hilft übrigens Fett – etwa in Form von Butter oder Käse. Schwiegermutter ihn regelmäßig zur Freilandproduktion überreden will. „Also machen wir jedes Jahr einen Versuch.“Dass die Ernte im Gewächshaus wesentlich ergiebiger ist, muss er nicht extra dazu sagen.
Geerntet wird also wöchentlich. In einer kleinen Produktionsstätte im örtlichen Einkaufszentrum werden die Saucen produziert. Das Sortiment reicht von milden Currysaucen (die allerdings komplett ohne Chili auskommen) bis zu besonders scharfen Saucen. „End of Sanity“heißt etwa jene Sauce, in der die Sorte Carolina Reaper verarbeitet wurde. „Das ist die schärfste Chili der Welt mit 2,25 Millionen Scoville-Einheiten.“Die Scoville-Einheit gibt jenen Grad an, mit wie vielen Tropfen Wasser man einen Tropfen Chili verdünnen müsste, damit die Schärfe nicht mehr spürbar ist (siehe unten). Die Sauce gehört übrigens zu seinen meistverkauften Produkten. Auch die „Devils Choice Hot-Sauce“, bestehend aus der zweitschärfsten Chili, verkauft sich gut. Viele besonders scharfe Chili erkennt man optisch übrigens auch daran, dass sie eine runzelige Oberfläche haben. Sofern man sie korrekt erntet, also ohne die Frucht zu beschädigen, kann man sie mit bloßen Händen angreifen. Angeschnitten sollte man das allerdings unbedingt vermeiden. Wenn also die besonders scharfen Chilis verarbeitet werden, passiert das nicht ohne Schutzkleidung und Atemmaske.
Und weil Fohringer das Potenzial scharfer Chilis auch abseits der Kulinarik erkannt hat, veranstaltet er auf diversen Musikfestivals Chiliwettessen. „Neben der kulinarischen Schiene will ich auch eine Eventmarke aufbauen, ähnlich wie Red Bull.“Und sollte sein Fireland Foods einmal so stark wachsen, dass die Produktion in Niederösterreich nicht mehr ausreicht, hat er schon die nächste Idee: Ähnlich wie der Schokoladenhersteller Zotter eine Fair-Trade-Chili-Produktion in Afrika aufzubauen. Auch das würde wohl mit Zucchini schwer gehen.
Am besten verkaufen sich die Saucen aus den schärfsten Chilis der Welt.