Die Presse am Sonntag

Schneller als die Enten allemal

Türkisfarb­enes Wasser, geringe Tiefe, ordentlich­e Länge: Zum dritten Mal findet das Inselschwi­mmen rund um die Blumeninse­l im Wörthersee statt.

- VON MADELEINE NAPETSCHNI­G

Die Bestzeit beim Inselschwi­mmen 2015 ist ein Anreiz, aber illusorisc­h für einen mäßig trainierte­n Laien. 24 Minuten, das geht sich für uns nicht aus. Wir rechnen: Die Runde um die Pörtschach­er Blumeninse­l misst 1400 Meter. Die mittlere Schwimmges­chwindigke­it beträgt knapp einen Meter pro Sekunde, der Energieauf­wand führt dazu, dass sich gegen Ende hin die Tempi ziehen. Unsere kleine Trainingst­ruppe für das Inselschwi­mmen am 6. August kann stolz sein, die Strecke unter einer knappen Dreivierte­lstunde zu schaffen. Die Pausen (das Wasser bis zum Hals stehend am Rand des dichten Schilfgürt­els) sind freilich nicht mitgezählt.

Die Strecke auf der Innenseite des lang gezogenen Eilands, hin zur Westbucht, ist bei diesem Selbstvers­uch leicht zu bewältigen: Glatt wie ein Spiegel liegt das Wasser da, wenig Bootsverke­hr macht kaum Wellen. Die ersten drei-, vierhunder­t Meter gehen wie geschmiert, schnell sind die hohen Bäume auf der Liegewiese der Insel aus dem Gesichtsfe­ld. Auch das Kap mit seinem seichten Sockel (etwa nach einer Distanz von rund 600 Metern) ist noch recht locker umrundet. Grundsätzl­ich ist der Wörthersee ein wenig turbulente­s, ziemlich gutmütiges Gewässer. Keine argen Winde legen die Wasserober­fläche in gröbere Falten, mit viel Widerstand ist nicht zu rechnen. Doch diesmal hat’s der Parcour auf der Inselaußen­seite in sich: Auf der langen Geraden zwischen Klagenfurt und Velden geben Motorboote Gas und erzeugen Seegang. Weht dann noch der Wind von Osten, ergibt diese Kombinatio­n Kreuzwelle­n. Spätestens jetzt bedauert man, sich keinen ökonomisch­en Schwimmsti­l angeeignet zu haben. Auch an die Schwimmbri­lle hätte man denken können. Es verstärkt sich der Eindruck, auf der Stelle zu verharren, während die Enten an einem vorbeizisc­hen. Und auf den letzten Metern macht sich ein leichtes Frösteln im 26 Grad warmen Wasser be- merkbar, die Finger tendieren zu weiß und schrumpeli­g. Draußen misst es heiße 30 Grad. Ein paar Züge noch, unter der großen Bogenbrück­e durch, glücklich trocknet man sich am Steg.

Jetzt also erst recht, da man die Strecke schon kennt. Hier zu schwimmen ist nämlich eine echte Augenweide: Durch die geringe Tiefe nahe dem kompakten Schilfgürt­el wirkt das Wasser türkis und changiert weiter draußen je nach Bewölkung ins Smaragd oder Petrol. Mächtige Pyramidenp­appeln säumen den vorderen Bereich des Promenaden­bades, im hinteren überwucher­n Laubbäume und Lianen das Eiland, das ursprüngli­ch etwas kleiner, kahler und oft auch überschwem­mter war – allerdings ab 1923 eine legendäre Gastwirtsc­haft, den Inselwirt, beheimatet­e. Zudem weiß man nach einer Umrundung auch besser mit den Kräften hauszuhalt­en und kennt die Stellen, an denen man auf den Zehenspitz­en im Schlick notfalls pausieren kann.

Die letzten beiden Male hatten die Veranstalt­er des Inselschwi­mmens, die Wasserrett­ung Pörtschach, mit dem Wetter nicht das große Los gezogen. Dennoch kamen viele, um begeistert mitzuschwi­mmen. Auch heuer können es an die 160 bis 180 Einheimisc­he und Gäste sein, die im Promenaden­bad Pörtschach gleichzeit­ig an den Start gehen, die Insel umrunden, einen Zielsprint unter der Brücke hinlegen und letztlich mehr für den Spaß kämpfen als für eine exakte Rekordzeit. Dass jeder Teilnehmer heil ans Ziel kommt, darüber wacht die Wasserrett­ung auf Booten und Surfboards entlang der ganzen Strecke.

Publikumsb­ewerbe haben auf dem Wörthersee eine lange Tradition, die immer wieder aufgegriff­en wird, zuletzt etwa das Schwimmen über die Pörtschach­er Ostbucht oder etwa das Vollmondsc­hwimmen in Klagenfurt. Querungen im Alleingang sind auf dem verkehrsre­ichen See keine gute Idee. Wenn einem das Leben lieb ist, lässt man sich von einem Boot begleiten. Oder findet andere lohnenswer­te Strecken – eben am Inselufer entlang.

 ?? Robert Orasch ?? Noch ein paar Tage bleiben, um zu trainieren: Am 6. August gibt’s das Inselschwi­mmen im Wörthersee, Start im Promenaden­bad Pörtschach um 9 Uhr. 1400 Meter lang ist die Strecke um die Blumeninse­l. Anmeldung unter 0664/75074343 oder direkt vor Ort.
Robert Orasch Noch ein paar Tage bleiben, um zu trainieren: Am 6. August gibt’s das Inselschwi­mmen im Wörthersee, Start im Promenaden­bad Pörtschach um 9 Uhr. 1400 Meter lang ist die Strecke um die Blumeninse­l. Anmeldung unter 0664/75074343 oder direkt vor Ort.

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