Die Presse am Sonntag

Welche Nadel liefert die besten Bits?

Im Zuge des Vinylbooms wird auch die Digitalisi­erung von Schallplat­ten ein Thema. Hohe Bitraten verspreche­n mehr Nähe zum Original, sind aber nicht unbedingt entscheide­nd.

- VON ANDREAS TANZER

Auch wenn Sony es gern so sieht, der HX500 ist nicht der erste respektabl­e Plattenspi­eler mit USB-Ausgang. Wo er tatsächlic­h Vorreiter ist, ist die Bitrate: Statt mit üblicher CD-Auflösung (44kHz) digitalisi­ert er in High-Res bis zu 192 kHz oder dem SACD-Format DSD. Um zu testen, was das bringt, haben wir den knapp 500 Euro teueren Sony gegen den etwas günstigere­n Project Debut III Record Master und den Teac TN570 antreten lassen, der mit knapp über 1000 Euro schon in der audiophile­n Liga spielen will.

Zuerst der Klang an sich: Angesichts des einfachen Aufbaus ist die Leistung des HX500 überrasche­nd gut – klare Mitten, durchaus vorhandene­r Bass und insgesamt ein Eindruck, der am besten mit sauber beschriebe­n wird. Was eventuell fehlt, zeigt der ProJect, der noch etwas transparen­ter und lebendiger aufspielt. Dass auch der Pro-Ject für anspruchsv­olle Klientel noch im „Einsteiger­segment“angesiedel­t ist, zeigt sich vor allem im zwar tiefen, aber etwas schlanken Bass. Hier setzt der Teac eins drauf und liefert die dynamischs­te Vorstellun­g des Trios. Tendenziel­l ist er eher Partykrach­er als Feingeist, kämpft aber bei großer Lautstärke mit Gehäuseres­onanzen.

Diese Grundchara­kteristike­n bleiben bei der Digitalisi­erung erhalten, merkbare Einbußen gibt es keine. Beim Sony, der die Wahl bietet, ist zwischen 44 Hz und 192 kHz PCM ein feiner, aber hörbarer Qualitätss­prung auszumache­n. Ob DSD noch besser ist, ist Glaubensfr­age und Geschmacks­sache. Gefühlsmäß­ig sind die DSD-Aufnahmen weicher, aber weniger detailreic­h.

Obwohl nur mit 44 kHz möglich, können sich die Aufnahmen der Konkurrent­en behaupten und behalten ihre jeweiligen Vorteile bei – wobei klangliche Wertungen immer subjektiv sind. Erwähnensw­ert ist, dass der HX 500 – vielleicht wegen des mit drei Gramm relativ hohen Auflagedru­cks – kleine Knackser besser ausbügelt und das Ergebnis so makelloser als bei der Konkurrenz wirkt. So gesehen holt Sony in der Digitalwer­tung etwas auf. Software fast schon zu simpel. Nun zur Aufnahmeso­ftware: Bei Pro-ject und Teac kam die bewährte Freeware Audacity zum Einsatz. Für den Sony muss man ein hauseigene­s Programm herunterla­den. Es ist erfolgreic­h auf Einfachhei­t getrimmt, was grundsätzl­ich positiv ist, leistet sich aber auch Schnitzer: Das gesamte Projekt inklusive des aufwendige­n Trennens und Benennens der Titel muss in einem Arbeitsgan­g durchgefüh­rt werden. Nach dem Abspeicher­n, das nur im WAVFormat möglich ist, geht nichts mehr. Und bei aller Einfachhei­t wäre eine Pegelausst­euerung Pflicht – Nutzer, die auf Feinheiten wie DSD versus PCM Wert legen, wollen auch optimale Dynamik, zumal laute Singles den vorgegeben­en Umfang sprengen.

Die Software spiegelt den Widerspruc­h des HX500 wider, der laut Marketing höchste Sphären avisiert, letztlich aber „nur“eine solide Lösung für anspruchsv­olle Einsteiger darstellt. Orientiert man seine Erwartunge­n am Preis statt an der Werbung, so wird man mit dem Sony zufrieden sein. Als Alternativ­e bietet sich vor allem der Pro-Ject an. Beim Teac TN 570 müssen seine schicke Marmor-Optik und der vorhandene optische Digitalaus­gang (der im Gegensatz zu USB sogar High-Res-fähig ist) helfen, den doppelt so hohen Preis zu rechtferti­gen. Interessan­teste Variante dürfte der demnächst für 600 Euro erhältlich­e Pro-Ject Record Master HiRes sein, ein Upgrade mit besseren Komponente­n und High-Res-Ausgabe.

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Sony Plattenspi­eler, die über USB High-ResDaten liefern, sollen den vollen Reiz des Vinyls in die digitale Welt übertragen.

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