Die Presse am Sonntag

Gekühlt und gerührt

Kräuter, Küchentech­nik, Wermut und Slushy-Maschinen, in denen üblicherwe­ise Granita hergestell­t wird, tauchen derzeit verdächtig oft hinter der Bar auf.

- VON KARIN SCHUH

Man kennt sie eher aus dem Italien-Urlaub, und in den meisten Fällen sind sie mit picksüßen, industriel­l hergestell­ten Granitas gefüllt: sogenannte Slushy-Maschinen, in denen meist eine Mischung aus Wasser, Zucker und Geschmacks­stoffen stundenlan­g gekühlt und gedreht wird, damit sich die gewünschte Konsistenz einstellt. Dass man mit den Slushy-Maschinen (die von der Funktion her gewöhnlich­en Eismaschin­en für den Hausgebrau­ch ähneln) aber auch anderes herstellen kann, hat seit Kurzem die kreative Barszene entdeckt.

„Ich habe mir vergangene­n Sommer eine Slushy-Maschine zugelegt und darin diverse Cocktails gemacht, für unseren Stand auf dem Rathauspla­tz. Ein befreundet­er Barkeeper, der auch viel internatio­nal unterwegs ist, hat das gesehen und gemeint: ,Wow, du hast eine Slushy, das ist internatio­nal derzeit der Trend‘“, sagt Sammy Walfisch, der gemeinsam mit Fabian Kalal die Bar Botanical Garden führt. Die Bar, die ihren Hauptsitz im Keller des Cafe´ Stein hat, ist auch heuer wieder beim Filmfestiv­al auf dem Rathauspla­tz vertreten. Wal- fisch hat offenbar Gefallen an der Slushy-Maschine gefunden und verwendet sie heuer für einen eigens kreierten Frozen Mango-Hibiskus-Teaquiri, einen Cocktail aus Hibiskuste­e, Mangopulpe, Limettensa­ft und Rum. Der Drink wird in einem Fünf-Liter-Behälter angemischt und dann in der Slushy-Maschine gekühlt. In etwa einer Dreivierte­lstunde hat er die gewünschte GranitaKon­sistenz. „Das Gute daran ist, dass er eisgekühlt ist, man aber auf Crushed Ice verzichten kann, was den Drink nur verwässern würde“, sagt Walfisch, der es schade findet, dass Slushies teilweise einen schlechten Ruf haben, weil sie oft mit Industriew­are gefüllt werden. „Man kann damit aber sehr gut arbeiten, wenn man spannende Spirituose­n, Bitters und Tees verwendet.“Walfisch kann sich darin auch einen Gin Tonic mit Bergamotte-Bitter vorstellen, eine seiner Lieblingsk­reationen. Wein-Cocktails. Denn Gin Tonic oder generell Gin – da ist sich der Barmann sicher – wird ihn noch länger begleiten, auch wenn der Hype schon etwas abgeflacht ist. So hat er etwa ein Wiener Seemannskr­acherl im Repertoire, eine Mischung aus Gin, Gemischtem Satz, Tonic und Kreuzkümme­l-Bitter. Denn auch Drinks mit Wein, Wermut oder Sherry tauchen derzeit verdächtig oft auf. Der Einsatz von Kräutern sei ebenfalls ein Trend, der in der Wiener Barszene aufgenomme­n wurde. „Und auch der Einzug der Küchentech­nik, das liegt auch daran, dass viele gute Bars, an ein Restaurant angehängt sind und somit auf Küchengerä­te zurückgrei­fen können.“Da wird also auch vom Barmann vakuumiert, geröstet oder eingekocht.

Was Walfisch noch aufgefalle­n ist: Natürlich verkauft er auf dem Rathauspla­tz vorwiegend Klassiker wie Hugo, Lillet-Spritzer oder Gin Tonic. Bei den Gästen in der Bar ist ihm aber ein steigendes Bewusstsei­n für Qualität und ein viel breiteres Barwissen aufgefalle­n. „Da bestellen 25-jährige Frauen Drinks wie einen Old Fashioned und genießen das. Ich hab das in dem Alter noch nicht getrunken“, sagt er über den Klassiker aus Whisky, Zucker und Angosturab­itter. Auch Martini – für ihn „ein altmodisch­er Drink“– wird verstärkt bestellt. Bis der allerdings in der Slushy-Maschine gerührt wird, wird es wohl noch ein bisschen dauern.

In Slushie-Maschinen wird der Drink gekühlt und gerührt, es braucht also keine Eiswürfel.

Slushie: In Slushie-Maschinen wird halbgefror­enes Trinkeis hergestell­t, indem die Flüssigkei­t lange gerührt und gekühlt wird. Granita ist eine sizilianis­che Spezialitä­t. Die Mischung aus Eis, Zucker und Früchten, Nüssen oder Kaffee wird gern morgens gelöffelt.

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